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Wird das „Naturkind“ zum Auslaufmodell – schwere Zeiten für Biofachmärkte

Ist Naturkind, die noch relativ junge Tochter der Edeka, bereits kurz nach ihrer Geburt schon wieder ein Auslaufmodell? Ganz so drastisch ist es noch nicht. Die Stellung als eigenständiger Biofachmarkt aber schwankt enorm. Zunächst wurde Naturkind als reiner Biofachmarkt gegründet mit dem Credo: „Dein Biomarkt für bewussten Genuss“. Und tatsächlich ist das Sortiment einem Reformhaus gleich ausschließlich mit hochwertigen Bio-Produkten bestückt. Produkte, die es im normalen Supermarkt-Regal nicht gibt, oder teilweise gab. Das Bild wandelt sich, Bio verschiebt sich verstärkt in den „normalen“ Supermarkt, sogar Naturkind selbst zieht in die Edeka- und Netto-Filialen ein. Die Lage von Naturkind ist aber kein Einzelfall. Biofachmärkte haben es schwer.

Vier Jahre, vier eigenständige Filialen und die Zukehr zum Supermarkt – die Bilanz

2019 eröffnete der erste Biomarkt der Edeka in Dinkelsbühl. Darin zu finden waren natürlich hochwertige Bio-Artikel, die es sonst nur im Reformhaus gab entweder Bio-zertifiziert oder vielfach mit dem Siegel einer der großen Anbauverbände Demeter, Naturland oder Bioland. Neben Produkten von Lebensbaum, Dennree, Zwergenwiese, Die kleine Mühle, Primavera und Co. gibt es einen Unverpackt-Bereich, Frischfleisch in Bioqualität vom Bedientresen und mehr. Doch ist das wirklich noch eine Besonderheit von Naturkind? Oder überhaupt von Biofachmärkten?

Geht der Kunde offenen Auges durch Edeka oder auch Netto, fällt auf, dass in immer mehr Bereichen Artikel der Marke Naturkind auftauchen. Etwa 27 Märkte integrierten sogar bereits ganze Naturkind-Abteilungen innerhalb ihres Marktes. Auch die Unverpackt-Idee in Form von Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung, Mehrweggläsern und ganzen Regalen mit Spendern voll von unverpackten Nüssen, Müslis und Nudeln erobert immer neue Supermärkte. Die Trennung zwischen dem Bio-Markt im Reformhaus-Qualität und dem „normalen“ Supermarkt-Biosegmenten verschwimmt zunehmend. Sogar Discounter Penny hatte er kürzlich seine Kooperation mit dem Bio-Anbauverband Naturland bekanntgegeben. Die anderen Discounter stehen dem nicht nach, sondern bewegen sich in dieselbe Richtung.

Bio ja, Biofachmärkte nein!

„Biofachmärkte verlieren an Zustrom. Es ist nicht der Fall, dass der Kunde nicht weiter auch seine Bio-Artikel kaufen möchte, aber dafür muss er einfach nicht mehr den extra-Weg in den Biofachmarkt antreten“, heißt es von einem Insider. Und weiter: „Das merken auch die Produzenten, von denen viele nicht mehr ausschließlich an Fachmärkte liefern, sondern offen für mehr Zulauf sind“. Das nach nunmehr knapp vier Jahren gerade einmal vier Naturkind-Märkte existieren – die Zahl der Naturkind-Abteilungen als Shop-in-Shop-Lösung nimmt hingegen zu – mag da nicht verwundern. Dabei ist Naturkind ist kein Einzelfall. Relativ aktuell ist die Eröffnung einer Superbiomarkt-Filiale an vielversprechender Stelle in Köln 2022 und der Schließung diesen März. Die ganze Kette befindet sich derzeit im Schutzschirm-Verfahren. Und auch die Kette Basic hatte bereits Insolvenz angemeldet.

Die Gegenbeispiele

Ganz im Gegenteil allerdings geht es den Big-Playern Denn’s Biomarkt und Alnatura gut. Denn’s eröffnete bereits über 300 Filialen, Alnatura die 150. Sie schreiben Umsätze in Milliardenhöhe. Zwar musste auch Einbußen von 2,5 Prozent zum Vorjahr hinnehmen, aber beide gehören in diesem Segment weiterhin zu den Gewinnern.