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Zu Ehren des Kult-Getränks! Tag des deutschen Bieres

Stellen Sie sich vor, Sie genießen die lauwarmen Abendstunden des Frühlings auf der Terrasse sitzend und bekommen Durst. Auf dem Tisch neben Ihnen steht eine kühle Flasche Bier. Im Kondenswasser, das die Flasche entlangperlt, glitzert die tiefstehende Sonne. Sie waren fleißig und es ist Zeit, dieses Bier zu genießen. Sie greifen zum Öffner – zisch! – und gönnen sich einen erfrischenden Schluck. So könnte Ihr Tag des deutschen Bieres am 23. April 2021 aussehen.

Vier Zutaten und unzählige Braugenüsse

Die Zutaten eines Bieres seit über 500 Jahren: Wasser, Hopfen, Malz und Gerste

Eine schöne Vorstellung, die sich dank der tollen Auswahl an fantastischen Sorten, die die deutsche Braukultur hervorgebracht hat problemlos in die Tat umsetzen lässt. Bierfreunde finden haben hierzulande wahrlich die Qual der Wahl. Weizen, Pils, Helles, Lager, Alt, Kölsch und gerade aktuell vielleicht die Märzen und Maibock-Biere. Das besondere: all dieses Genüsse basieren mehr oder weniger auf den gleichen Zutaten Wasser, Hopfen, Malz und Gerste. Bereits vor 505 Jahren legten die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X in der  bayerischen Landesordnung des Herzogtums Bayerns 1516 fest, dass es nur diese Zutaten sein sollen, um die Verwendung unverträglicher Stoffe zu unterbinden – seit 1918 wurde sie das erste Mal als „Reinheitsgebot“ erwähnt. auch wenn dieses „Gesetz“ eigentlich nie wirklich niedergeschrieben wurde.

1500 Braustätten bringen rund 5000 verschiedene Biere hervor

Wie auch immer diese vermeidlich erste „Verbraucherschutzgesetz“ gerade in Deutschland eine herausragende Kultur mit einer außergewöhnlichen Anzahl unterschiedlicher Brauerzeugnisse zustande gebracht. Über die Jahrhunderte sank die Anzahl der Brauereien allerdings stark. Im Jahr 2000 waren es gerade knapp 1300. Heute sind es allerdings schon wieder über 1500. Und was diese leisten ist erstaunlich. Die Deutschen Brauer schrieben auf ihrer Internetpräsenz: „In Deutschland gibt es über 1.300 Braustätten, die zusammen etwa 5.000 verschiedene Biere herstellen: Wahrhaft paradiesische Zustände für alle Bierfreunde.“ Das wird genutzt: 2020 lag der Bierabsatz bei 72 Millionen Hektoliter. Allerdings muss man auch festhalten, dass der Pro-Kopf Konsum seit 1993 um ein Viertel gesunken ist. In der Liste der beliebtesten Getränke liegt das Bier an fünfter Stelle hinter Mineralwasser, Fruchtsäften, koffeinhaltigem Kaffee und Cola respektive Pepsi, Club-Cola etc.

Dennoch: die gute Zeit der Biere ist noch lange nicht zu Ende. Stattdessen erlebt sie einen ganz neuen Aufschwung.

Das neue alte Bier

Immer mehr kreative Köpfe widmen sich dem Brauen. Viele beginnen damit, die klassischen Zutaten in den eigenen Töpfen zu vermengen und das eigene Bier herzustellen. Darauf beginnt die Experimentierphase. Auf diese Weise sind bereits zahlreiche neue Sorten entstanden – die Craft-Biere. Als Basis nutzen auch diese – meistens – die Ingredienzien des „Reinheitsgebotes“. Aber einige verfeinern diese durch Whisky, Schokolade und andere aromatische Zusätze.

Craft Biere – wie es der neudeutsche Name schon sagt – sind handwerklich hergestellte Biere. Auch wenn diese sehr schwer zu definieren sind, geht es den Brauern hierbei um althergebrachte Rezepturen, eben das Handwerk des Brauens und sowie um geringere Abfüllmengen. So weniger Hektoliter desto mehr Geschmacksrichtungen gibt es.

Die Struktur von Bier

Ganz oben in der Hierarchie steht immer der Begriff „Bier“. Unter diesem allgemeinen Namen wiederum lassen sich gewisse Einteilungen vornehmen: ausgehend vom Alkoholgehalt nach Stark- und Leicht oder nach brautechnischer Sicht in ober- und untergärig. Aber was sagt das aus? Worin liegt der Unterschied in der Herstellung? Und vor allem – wie äußert sich das geschmacklich?

Ob ein Bier ober- oder untergärig ist, bestimmt die Hefe. Bei Temperaturen zwischen 15 und 25 °C sammelt sie sich oben auf dem Sud, bei etwa 8 °C unten am Grund des Gärkessels. Vor Erfindung der Klimaanlage bestimmten Wetter und Jahreszeiten die Gärungsform. Sind diese Fragen geklärt, geht es erst richtig los.

Die Bierstile, die sich in Deutschland und der Welt entwickelten sind zahlreich. Sie weisen geschmackliche Unterschiede auf – auch innerhalb eines Stils.
  • Das Pils findet hierzulande bei weitem den größten Absatz. Es ist ein helles, hopfenhaltiges und untergäriges Bier, dass nach der böhmischen Stadt Pilsen (tschech.: Plzen) benannt ist. Der relativ hohe Hopfenwert und eine Stammwürzgehalt von etwa 13 Prozent machen es etwas herber. Die Stärke variiert jedoch nach Hersteller.
  • Altbiere sind obergärig. Sie sind zumeist dunkel und werden vornehmlich in Nordrhein Westfalen getrunken und gebraut. Ihr Name entstammt der „alten“, traditionellen Herstellung. Es weist oftmals weniger Kohlensäure, trägt einen sahnigen Schaum und schmeckt herzhaft nahezu rustikal.
  • Berliner Weiße ist hell, weitgehend hefetrüb und obergärig gebraut. Es hat eine leicht säuerliche und dadurch erfrischende Note.
  • Gose stammt vermutlich aus Goslar und erhielt seinen Namen durch das Flüsschen Gose. Zusätzlich zu der alkoholischen Gärung erhält dieser alte Stil noch ein Milchsäuregärung, die dem Gose einen leicht säuerlichen Geschmack und ihm so eine Nuance ähnlich der Berliner Weiße verleiht.
  • Kölsch – das damalige naturtrübe Wieß – sind bei etwa 14 °C relativ kühl gebraute, dennoch obergärige Biere aus Gerstenmalz, Hopfen und Wasser sowie hier und da etwas Weizenmalz. Eine Kölsch-Konvention entscheidet, welches Bier sich Kölsch nennen darf. Ein Alkoholgehalt von 4,8 Volumenprozent und ein Stammwürzewert von ca. 11 Prozent machen es durchaus süffig.
  • Unter der Rubrik Getreidebiere lassen sich Hafer, Dinkel, Weizen, Roggen oder Emmerbiere zusammenfassen. Sie sind gehaltvoll im Geschmack und weisen relativ feine Unterschiede nach dem Geschmack ihrer Rohstoffe auf. Ihnen gemein ist, dass sie einen säuerlichen bis leicht süßlichen Hauch besitzen und oftmals naturtrüb sind. Beim beliebtesten Getreidebier, dem Weizen oder Weißbier, erhält man durch Filtrierung der Schweb- und Hefestoffe Kristallweizen.
Untergärige Biere, die in Deutschland am weitesten vertreten sind, können mehr als nur das Pils.
  • Das Lagerbier, welches ebenfalls eine eigene Gruppe bilden könnte, lassen sich dennoch der untergärigen Sparte zuordnen. Sie weisen zum Pils in ihrer geringerer Hopfenverwendung einen Unterschied auf.
  • Märzen sind Biere, die einst wie der Maibock im Mai, entsprechend im März hergestellt wurden. Dieses Bier war und ist besonders haltbar sowie stärker im Alkoholgehalt.
  • Schwarzbieren verleihen bestimmte Röstmalze ihre Farbe und den besonderen Geschmack mit leichten Röstaromen. Es ist ein sehr aromatisches Bier mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt von etwa 4,9 Volumenprozent.

Nun heißt es, seinen Favoriten zu finden und einfach zu genießen. Feiern Sie den Tag des Deutschen Bieres mit einem Schluck und zelebrieren Sie unsere hiesige gelebte und beliebte Bierkultur.

Wohl bekomm’s