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Preisangleich tierisch und vegan

Zuletzt hatte Lidl angekündigt, die Preise seiner Fleischprodukte und die der veganen Alternativen in diesem Bereich auf ein Niveau zu bringen. Doch ganz generell zeigt sich eine Angleichung der Preise zwischen veganen Produkten und denen, die tierische Zutaten enthalten. Das zeigt eine von ProVeg in Auftrag gegebene Studie.

Um gute 25 Prozent von – 53 auf 25 Prozent – ist der Preisunterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Produkten zurückgegangen. Und das innerhalb eines Jahres. Zahlte der Verbraucher zu Jahresanfang noch 4 Euro für 500 g Hackfleisch, waren es etwa 6 Euro für die pflanzliche Alternative. Nunmehr zahlt der Verbraucher gerade einmal 5 Euro für die fleischlos Variante. Vor Kurzem erst hat nicht nur Lidl, sondern haben vier große Handelsketten die dauerhaften Preisanpassungen vorgenommen.

Was der Kassenbon verrät

Über etwa eine Woche im Sommer hat ProVeg Kassenbons von 40 Märkten der sechs umsatzstärksten Lebensmitteleinzelhändler Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe begutachtet. Betrachtet wurden Produkte in den zwölf Kategorien Aufschnitt, Bratwurst/Würstchen, Burger, Fischstäbchen, Hack, Joghurt, Käse, Kochcreme, Milch, Pizza, Schnitzel und Streichcreme (Frischkäse).

Pflanzliche Milch, Fischstäbchen und Schnitzel konnten in rund der Hälfte der Supermärkte mit ihren günstigsten tierischen Pendants preislich mithalten und waren genauso günstig oder sogar günstiger. Bei Joghurt und Streichcreme auf Pflanzenbasis war der Preisunterschied dagegen besonders groß.

Handlungsfelder für Handel und Politik

Bisher haben die Preise dafür gesorgt, dass viele den Griff zu pflanzlichen Produkten scheuen. Allerdings wären sie zu einer Umstellung der Ernährung durchaus bereit. „Eine nachhaltige Ernährung darf kein Luxusgut sein“, betont Studienautor Dirk Liebenberg, Leiter der Abteilung Food Industry & Retail bei ProVeg.

Auch Großverpackungen, die bei tierischen Produkten oft zu Angebotspreisen gehandelt werden, fehlen im pflanzlichen Bereich gänzlich. Ebenso verhält es sich mit den Subventionen, die viel zu sehr in die Sparte der Tierprodukte gehen, als in die pflanzliche.

Neben der einheitlicheren Bepreisung und Unterstützung fordert ProVeg die Politik auf, beide Produktlinien von der Mehrwertsteuer zu befreien. Hingegen befürwortet die Organisation das Vorgehen von Lidl, Kaufland, Penny und Aldi Süd und bezeichnet dieses als neue Standards. „Die großen Einzelhandelsketten haben die Möglichkeit, Standards zu setzen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden von nun an alle Einzelhändler an diesen Standards messen“, ist sich Co-Studienautorin Virginia Cecchini Kuskow, Projektmanagerin für Food Industry & Retail bei ProVeg, sicher.

Bundesernährungsministerium bestätigt Ernährungswandel

Laut Marktbericht des Good Food Institute aus 2023 verzeichnet Deutschland den europaweit höchsten Umsatz mit pflanzlichen Nahrungsmitteln. Heute verzehren gerade einmal 20 Prozent der Bevölkerung täglich Fleisch- und Wurstwaren, 2015 waren es noch 34 Prozent. Die Rewe Group hat so kürzlich die Pläne für eine neue Großmetzgerei des Tochterunternehmens Wilhelm Brandenburg in Hessen begraben., wie die Hessenschau am 12. Oktober veröffentlichte.

Einer von zehn Menschen in Deutschland greift bereits täglich zu pflanzenbasierten Alternativprodukten, doppelt so viele wie noch 2020. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung haben schon einmal Alternativen zu tierischen Produkten gekauft. Der Preis spielt dabei auch laut Bundesernährungsministerium eine wichtige Rolle.