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Bis zu 3000 Euro mehr Ausgaben – Kosten der Krise

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind die ohnehin hohen Preise für Benzin, Strom, Gas und Heizöl stark gestiegen. Auch Lebensmittel wie Getreide, Fleisch oder Pflanzenöl werden immer teurer. Die Mehrkosten für einen durchschnittlichen deutschen Haushalt belaufen sich laut Szenario-Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland auf Basis von aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts und des ifo-Instituts auf bis zu 242 Euro im Monat.

Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten

Die Kostensteigerungen wirken sich auf das Einkaufsverhalten aus Demnach achtet gut die Hälfte der Verbraucher verstärkt auf Sonderangebote und 39 Prozent der Befragten greift zu günstigen Eigenmarken. Rund ein Viertel der Menschen schlägt daher auch den Weg zum Discounter ein. „Aufgrund der steigenden Preise werden die Discounter Marktanteile von rund 1 bis 2 Prozent zurückgewinnen“, so die Prognose von PwC-Experte Christian Wulff. Fast ebenso viele üben Verzicht und reduzieren den Kauf etwa von Fleischprodukten. Die Befragung von 1.001 Personen ab 18 Jahren in Deutschland durch PwC Deutschland in Kooperation mit dem Crowdsourcing-Marktforschungsunternehmen POSpulse fand noch vor der Invasion im Januar 2022 statt. Die seitdem beschleunigte Inflation dürfte die Änderungen des Konsumverhaltens drastisch verstärken.

Einschnitte gehen über Lebensmittel hinaus

Dr. Christian Wulff, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland und EMEA bestätigt, dass Verbraucher eher zu Sonderangeboten greifen und teuere Lebensmittel – so z. B. auch Bioprodukte – im Regal liegen bleiben. Doch hört es hier nicht auf, wie Andreas Späne, Partner Retail & Consumer Practice bei Strategy, der globalen Strategieberatung von PwC meint: „Haushalte werden zugunsten des Lebensmittelkaufs an anderen Stellen sparen und beispielsweise ihre Ausgaben für Mode, Gastronomie und Reisen drastisch reduzieren. Somit drohen diese Marktsegmente einen möglichen Aufschwung zu verpassen, der mit der Rücknahme der Coronamaßnahmen zu erwarten gewesen wäre.“

2.904 Euro Mehrkosten für einen durchschnittlichen Haushalt

Laut Statistischem Bundesamt betrug die Preissteigerung für Lebensmittel im Februar 2022 bereits über fünf Prozent gegenüber dem Februar des Vorjahres. Das ifo-Institut rechnet mit Preissteigerungen für Lebensmittel von insgesamt sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die PwC-Experten rechnen mit noch massiveren Preissprüngen in bestimmten Produktgruppen. Preise für Fleisch und Fleischwaren könnten im Worst-Case-Szenario um bis zu 50 Prozent steigen. Schuld wären vor allem Futtermittelpreise, Transport und Kühlung. Für einen durchschnittlichen deutschen Haushalt bedeuten die Preissteigerungen monatliche Mehrkosten von insgesamt rund 242 Euro – 2.904 Euro im Jahr. Davon entfallen 65 Euro auf Lebensmittel. 89 Euro resultieren aus den steigenden Energiekosten im Haushalt wie Strom, Gas und Heizöl. 40 Euro werden für steigende Verkehrsausgaben fällig. Die weiteren Mehrkosten ergeben sich aus den Auswirkungen der insgesamt steigenden Inflation auf die übrigen Warengruppen.

Einkommensschwache Haushalte besonders betroffen

Menschen mit geringem Einkommen leider unter der aktuellen Situation besonders. „Knapp ein Viertel aller deutschen Haushalte muss mit weniger als 1.700 Euro netto auskommen. Sie haben kaum Puffer, um die zusätzlichen Kosten zu stemmen. Menschen mit geringem Einkommen treffen die Preissteigerungen also besonders hart – auch wenn die Regierung mit dem kürzlich beschlossenen Maßnahmenpaket teilweise Entlastungen schafft. Schlussendlich geht es auch um den sozialen Frieden“, sagt Andreas Späne.