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2020: Ein Knall zum Schluss – oder eben nicht?

Der neu beschlossene Lockdown trifft viele Branchen wie ein Schlag, den man allerdings kommen sehen konnte. Die pyrotechnische Industrie hatte zumindest noch darauf gebaut, dass, wenn auch in kleinem Kreise, ein Feuerwerk stattfinden darf. Doch die Beschlüsse des sonntäglichen Treffens verbieten den Verkauf und somit auch den Gebrauch von Feuerwerkskörpern zum Jahresende. Der große Knall zum Schluss!?

Die pyrotechnische Industrie ist vom Verkaufsverbot geschockt

Thomas Schreiber, Vorstandsvorsitzender des VPI, äußert sich zu den Beschlüssen zum Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk: „Das am heutigen Tage ausgesprochene Verkaufsverbot wird die Branche hart treffen, im Zweifel droht nun die Insolvenz des gesamten Wirtschaftszweigs. Wir fordern den vollumfänglichen Ausgleich der dadurch entstehenden Umsatzverluste. Diese liegen im dreistelligen Millionenbereich. Unsere Juristen sind der Auffassung, dass unsere Branche aufgrund der Tatsache, dass wir 95 Prozent unseres Jahresumsatzes im Dezember erwirtschaften, keine Unterstützung durch die Überbrückungshilfen erhalten werden. Das wusste auch die Politik, die bislang aber jedweden Gesprächsversuch unsererseits unbeantwortet lies. In den vergangenen Tagen warben führende Politiker unseres Landes – darunter auch Frau Bundeskanzlerin Merkel – um Solidarität, um Gemeinschaft und Unterstützung. In diesen für die Branche nun harten Zeiten fordern wir all das von der Politik ein. Wir brauchen gesonderte Hilfsgelder, um die 3.000 Einzelexistenzen in der Branche zu sichern.“

Zu den Lieferungen der Branche an den Einzelhandel

„Nach der letztwöchigen Entscheidung von Bund und Ländern, Feuerwerk zunächst nicht verbieten zu wollen, haben wir die Hauptauslieferungen begonnen. Nun steht der Einzelhandel vor dem Problem, was mit den Waren geschehen soll. Feuerwerk ist ein Kommissionsgeschäft, am Ende wird der wirtschaftliche Schaden von der pyrotechnischen Industrie getragen werden müssen. Hilfsgelder sind notwendig, und zwar sofort. Aber die Politik weigert sich bislang mit uns zu sprechen. Die viel beschworenen Hilfspakete sind für unsere Branche nicht nutzbar.“

Nicht alle Händler setzen auf das Feuerwerkssortiment

Bereits seit einigen Jahren mehren sich die Einzelhändler, die kein Feuerwerk mehr anbieten. es zeichnet sich eine vorsichtige Tendenz ab, die sich von der Tradition um Böller und Raketen abwendet. Denn: allein in den fünf größten Städten entstehen durch die Knallerei  gut 190 Tonnen Abfall. Diese stehen gleich wie die enorme Feinstaubproduktion im Gegensatz zum Händler- und Verbrauchertrend „Nachhaltigkeit“. 2019 meldeten sich einige Kaufleute meist über die sozialen Medien und verkündeten: „Wir verzichten auf den Verkauf von Silvesterfeuerwerk!“

Die Deutsche Umwelthilfe indes sieht das diesjährige Verbot hingegen als große Chance zum Neuanfang

„Das von Bundeskanzlerin Merkel heute Vormittag angekündigte Verkaufs- und damit faktische Anwendungsverbot für Pyrotechnik ist nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Chance, neue Bräuche für einen friedfertigen Jahreswechsel im Kreise der Liebsten zu entwickeln. Die DUH ruft dazu auf, böllerfreie Silvestertraditionen aus anderen Ländern auszuprobieren oder einfach neue Bräuche zu erfinden“, heißt es in einer Pressemitteilung der DUH.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch wie folgt:

Wir begrüßen es, dass sich die Bundesregierung unseren Argumenten angeschlossen hat und ein Verkaufsverbot für Feuerwerk verhängt. Das ist eine gute Nachricht für Krankenhäuser, Notaufnahmen, Unfallchirurgen, Hand- und Augenfachärzte, die ansonsten wieder tausende teils schwer verletzte Menschen durch Pyrotechnik hätten behandeln müssen.“ Zudem sei es für alle um ihre Gesundheit besorgten Bürger hinsichtlich der Luftbelastung und für Tiere, alte Menschen und kleine Kinder, die jedes Jahr durch Feuerwerk in Panik versetzt werden eine gute Nachricht. Resch fährt fort: „Dieses Silvester ist die Gelegenheit, endlich einen Jahreswechsel zu begehen, ohne dass Betrunkene mit Sprengstoff in der Hand durch die Straßen ziehen. […] Und wir fordern alle Verantwortlichen auf, allen voran das Bundesinnenministerium: das darf kein Einzelfall bleiben, sondern muss für alle weiteren Silvester auch gelten. Dieses Jahr muss das Modell für die Zukunft sein.“