Die Britische Regierung hat Sorge, dass es in der Bevölkerung zu Panikkäufen kommen könnte. Die Tankstellen beklagen Treibstoffmangel, der Handel Engpässe beispielsweise beim Fleisch. Zu guter Letzt steigen die Gaspreise in dieser Situation noch drastisch an. Ein Großteil der Problematik ist auf zahlreiche fehlende LKW-Fahrer zurückzuführen. Aber auch die Corona-Pandemie sowie der Brexit befeuern die Versorgungsengpässe und Ängste.
Leere Supermarktregale, überfüllte Einkaufswagen und Schlangen vor den Zapfsäulen der Tankstellen – die Lage in Großbritannien spitzt sich zu. Das Verkehrsministerium schätzt, dass aktuell rund 100.000 LKW-Fahrer fehlen, um die marode Versorgung wieder auf Schwung zu bringen. 25.000 Trucker seien aufgrund des Brexit auf das Festland abgewandert. Verkehrsminister Grant Shapps sagte gegenüber Sky News, man werde alles tun, um die Engpässe zu lindern – „whatever it takes“. Auf der einen Seite müssten Gesetze geändert werden, um die Fahrerausbildung zu erleichtern und attraktiver zu machen. Auf der anderen Seite gebe es den Vorschlag, notfalls Soldaten mit den dringend benötigten Lieferungen zu beauftragen.
Hohe Gaspreise und ausbleibende Lieferungen führen zu Regallücken – besonders beim Fleisch
Im Bereich der Lebensmittel machen sich besonders die Fleischproduzenten Sorgen. Sowohl für die Betäubung der Tiere als auch für die Verpackung werde CO2 eingesetzt. Das meiste CO2 entsteht als Nebenprodukt der Düngemittelherstellung. Hier aber stellen bereits viele die Herstellung, die viel Energie benötigt, ein. Der Grund: zu hohe Gaspreise. In Folge dessen könnte es zu Rückstau bei Züchtern und Fleischproduzenten und somit vielfachem „Knüppeln“ der Tiere kommen.
Die größte Handelskette Tesco spricht – wegen der Engpässe im Fleisch, aber auch der ausbleibenden Lieferungen – von Panikkäufen, die weitaus schlimmer ausfallen könnten, als zu Zeiten der ersten Pandemiewelle. Auch die National Farmers Union sieht die Lebensmittelversorgung „auf Messers Schneide“. Sie und zahlreiche Lebensmittelverbände haben ihren Unmut bereits schriftlich an Premierminister Boris Johnson gesendet.
Benzin und Gas – derzeit seltene und teure Güter
Aufgrund der fehlenden Spritlieferungen haben zudem bereits einige Tankstellen – bspw. von BP und Esso – die Zapfsäulen geschlossen. An Tankstellen, die noch liefern, steigen die Preise und auch die Autoschlangen werden stetig länger.
Zudem baut Großbritannien zu 50 Prozent auf Gas. Aufgrund der insgesamt hohen Gaspreise sind bereits kleinere Anbieter vom Netz gegangen, über eine Millionen Menschen verloren ihre Anbieter. Sogar dem größten Gasanbieter Großbritanniens musste mit einer Finanzspritze unter die Arme gegriffen werden. Diese aber werde wohl nicht lange anhalten. Die Energispeicheranlagen, von denen es generell nicht all zu viele gibt, sind nur spärlich gefüllt. Zu guter Letzt fehlt der Energierückhalt aus der europäischen Union. Es wurden sogar Kohlekraftwerke zur Kompensation wieder hochgefahren.
Großbritannien steckt tief in einer Krise, doch Boris Johnson bleibt gewohnt ruhig. Er meine, die Lage beruhige sich. Die hohen Preise seien ein globales Problem, dass mit dem Auslaufen der Pandemie zusammenhänge. Tatsächlich hat auch in Deutschland ein Gasanbieter aufgrund „wirtschaflicher Unzumutbarkeit“ den Betrieb eingestellt. Johnson zufolge sei das Phänomen damit zu vergleichen wie wenn alle nach der TV-Show gleichzeitig den Wasserkocher anstellen.