Als erster Händler in Deutschland startet toom mit Fairtrade Deutschland gemeinsam ein Pilotprojekt für mehr Stecklinge mit Fairtrade-Siegel. Als Pionier möchte toom mit diesem Schritt den positiven Effekt von Fairtrade bei den Arbeiter der Stecklingsfarmen stärken.
Jungpflanzen, egal ob Weihnachtsstern, Geranie oder Herbstaster, haben eine lange Reise hinter sich, bevor sie in Deutschland zum Verkauf angeboten werden. Sie werden aus Stecklingen kultiviert, die meist aus dem globalen Süden stammen, denn dort herrschen die besten Rahmenbedingungen für ihr Wachstum. In dieser Branche finden Tausende Arbeite eine Beschäftigung. Vom Schnitt der Stecklinge bis zur fertig kultivierten Pflanze kann der gesamte Prozess beispielsweise beim Weihnachtsstern bis zu 70 Wochen dauern.
Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen durch Fairtrade
Um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter auf den Farmen zu verbessern, erweiterte Fairtrade 2015 seinen Standard für Blumen und Pflanzen um die Kategorie Jungpflanzen. Seitdem können neben Schnittblumen und fertig kultivierten Pflanzen auch Jungpflanzen oder unbewurzelte Stecklinge Fairtrade-zertifiziert werden.
Eine Zertifizierung birgt viele Vorteile. Dazu zählen beispielsweise feste Arbeitsverträge, Mutterschutz, Schutzkleidung oder Trainings zum sicheren Umgang mit Chemikalien. Zudem profitieren sie von einem Lohn, der mindestens der Lohnuntergrenze entspricht, die der Fairtrade-Standard vorschreibt. Zusätzlich erhalten zertifizierte Betriebe eine Fairtrade-Prämie, über deren Verwendung Landwirte und Arbeiter frei verfügen dürfen. Diese können gemeinsam entscheiden, in welche Projekte die Prämie investiert werden soll.
„Wir hoffen, mit den zusätzlichen Prämieneinnahmen eine Reihe von Wünschen der Arbeitern erfüllen zu können. Einer davon ist die Einrichtung einer Kindertagesstätte. Viele Arbeiterinnen sehen sich gezwungen, ihre Arbeit nach der Geburt aufzugeben, weil es niemanden gibt, der sich um ihr Kind kümmern kann“, so Roman Girma, Ernte-Koordinatorin bei Red Fox, einer Pflanzenfarm, die an dem Pilotprojekt teilnimmt. „Außerdem möchten wir die medizinische Betreuung ausbauen, sodass künftig auch die Familien der Arbeiter dort versorgt werden können. Bislang sind nur die Angestellten selbst über die vom Unternehmen betriebene Klinik krankenversichert.“
Mehr fair gehandelte Pflanzen, niedrigere Produktionskosten, höhere Prämien
Durch das gemeinsame Pilotprojekt von toom und Fairtrade Deutschland sollen die Fairtradeprämieneinnahmen der Arbeiter auf den Farmen erhöht werden, die Kosten im Norden reduziert und so Fairtrade-Stecklinge zu einer echten nachhaltigeren Alternative zu herkömmlichen Stecklingen werden.
Um das zu erreichen, werden in dem Pilotprojekt Prozesse bei Einhaltung der Fairtrade-Grundsätze vereinfacht. Dadurch, dass die Pflanzen bereits im Süden eine Fairtrade-Zertifizierung erhalten, ist eine brauchen die Gärtnereien hierzulande, die die Jungpflanzen fertig kultivieren diese Zertifizierung nicht mehr. So werden Kosten eingespart.
Von seinen europäischen Gärtnereien fordert toom aber weiterhin eine Zertifizierung nach Milieu Programma Sierteelt (MPS) oder GLOBALG.A.P. sowie das entsprechende Add-on nach GLOBAL G.A.P. GRASP oder MPS SQ für soziale Belange. Zusätzlich ist bei der Produktion in Deutschland eine mindestens 30-prozentige Torfreduktion sowie die Einhaltung des REWE-Rückstandsleitfadens* für Zierpflanzen obligatorisch.
Toom zahlt Extra-Prämie
Ergänzend zur regulären Fairtrade-Prämie zahlt toom außerdem eine Extra-Prämie von einem Cent pro eingekaufter Fairtrade-Pflanze über den Jungpflanzenbetrieb. Das entspricht in etwa einer Verdopplung der Fairtrade-Prämienzahlung. Um jene Pflanzen zu kennzeichnen, die über das Pilotprojekt gehandelt werden, führt Fairtrade ein neues, gesondertes Pilotsiegel ein. Die ersten so gekennzeichneten Weihnachtssterne sind ab November 2022 bei toom Baumarkt erhältlich.
*Der REWE-Rückstandsleitfaden verschärft die gesetzlichen Anforderungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei Zierpflanzen.