Seit dem 5. Juni streiken die Mitarbeiter der Süßwarenindustrie unter laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) hält die aktuellen Warnstreiks in der Süßwarenindustrie für „vollkommen unbegründet und restlos überzogen“, so der Verband in seiner Pressemitteilung. Schon im Mai hatte der die NGG auf Tarifverhandlungen vorzeitig unterbrochen und flächendeckende Streiks angekündigt.
NGG: Arbeitnehmer erhöhen Druck – BDSI: Man sollte miteinander sprechen
Seit dem Morgen des 5. Juni haben Mitarbeiter unter anderem* bei Niederegger (Lübeck) im Thüringischen Khala bei Griesson de Beukelaer sowie bei Bahlsen in Barsinghausen und im Nestlé-Chocoladen-Werk in Hamburg Arbeit niedergelegt. „Nach zwei ergebnislosen Tarifverhandlungen über höhere Löhne für die rund 60.000 Beschäftigten der deutschen Süßwarenhersteller, erhöht die Gewerkschaft damit den Druck auf die Arbeitgeber und den Bundesverband der Süßwarenindustrie (BDSI)“ heißt es in der Pressemitteilung der NGG. Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft NGG: „Heute senden die Beschäftigten eine wütende Warnung an ihre Arbeitgeber. Sie sind streikbereit und werden sich nicht mit Kleingeld abspeisen lassen.“
Ernst Kammerinke, Tarifpolitischer Geschäftsführer des BDSI erklärt hingegen: „Anstatt mit den Arbeitgebern zu sprechen und gemeinsam an einem neuen Tarifvertrag zu arbeiten, hat die NGG den zweiten Verhandlungstag rein intern für die Vorbereitung von Warnstreiks, Aufzeichnung von Statements, Vorbereitung von Flugblättern usw. genutzt. Die Arbeitgeber haben am 15.05.2023 ein ordentliches Angebot unterbreitet. Darauf aufbauend habe sie in den anschließenden, zum Teil vertraulichen Gesprächen deutliche Signale für weitere Zugeständnisse gesendet“, so Kammerinke weiter.
Arbeitnehmer wollen ein Stück vom Kuchen
Auch auf ein im Nachgang zu den Tarifverhandlungen unterbreitetes Gesprächsangebot des Süßwarenverbandes ist die NGG nach Mitteilung des BDSI nicht eingegangen. Adjan meint, die Mitarbeiter haben „völlig zu Recht besondere Erwartungen. Die Löhne müssen jetzt deutlich rauf. Die Süßwarenindustrie verzeichnet Umsatzrekorde. Die Leute wollen jetzt endlich ein faires Stück vom Kuchen.“
Der BDSI erwartet, dass die Gewerkschaft bei dem nächsten Termin am 22./23.06.2023 zu ernsthaften und konstruktiven Gesprächen an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Im Interesse der über 200 Unternehmen der Süßwarenindustrie und ihren 60.000 Beschäftigten streben die Arbeitgeber einen Tarifvertrag vor Beginn der Sommerferien an.
Das Arbeitgeberangebot (Beispiel Nordrhein-Westfalen)
Für Mai bis September 2023 wollen Arbeitgeber eine Nettozahlung von insgesamt 1.000 Euro zur Abmilderung der vorübergehend hohen Verbraucherpreise leisten. Ab Oktober 2023 könne man das Entgelt für alle Beschäftigten in Höhe von 125 Euro aufstocken. Für die Monate Mai bis August 2024 sind insgesamt weitere 500 Euro netto anberaumt. Zudem ist eine Entgelterhöhung von ab 100 Euro ab September 2024 vorgesehen.
Die Forderungen der NGG
Die Gewerkschaft NGG fordert 500 Euro mehr pro Monat in den unteren Tarifgruppen A bis E. 400 Euro sollten es mehr pro Monat in allen anderen Tarifgruppen sein. 200 Euro mehr pro Monat sollten die Auszubildenden bekommen. Zusätzlich verdienten sie eine Fahrtkostenpauschale von 50 Euro monatlich. Die Laufzeit des neuen Entgelttarifvertrags soll 12 Monate betragen. Die neuen Angebote sollen für die rund 60.000 Beschäftigten der Branche wirksam werden.
*am heutigen Montag, den 5. Juni 2023 haben Beschäftigte in folgenden Betrieben die Arbeit niedergelegt: Stollwerck (Standorte in Veitshöchheim, Norderstedt, Berlin und Saalfeld), Bahlsen (Standorte in Barsinghausen, Berlin und Varel), Barry Callebaut Cocoa, Unilever, Nestlé-Chocoladen-Werk (alle in Hamburg), Froneri (Lüneburg), Wilhelm Reuss (Standorte in Berlin und Lüneburg), Cargill, Cocoa & Chocolate (Lichtenrade), Griesson de Beukelaer (Standorte in Khala und Polch), Schwartauer Werke (Lübeck), Carstens Lübecker Marzipan (Lübeck), Heidekeks (Lüneburg), Hans Freytag (Lüneburg), Gustav Berning (Osnabrück), Conrad Schulte (Rietberg), Intersnack (Alsbach-Hähnlein)