Der organisierte Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland arbeitet weiter intensiv daran, Nahrungsmittelverluste in Supermärkten, Discountern und SB-Warenhäusern zu reduzieren. Die Menge der Produkte, die im Jahr 2019 nicht mehr verkauft werden konnte, lag bei 418.000 Tonnen. Zieht man die Spenden an karitative Einrichtungen ab, wurden nur noch 290.000 Tonnen einer Abfallverwertung zugeführt.
Untersuchung durch das bundeseigene Thünen-Institut
Diese Daten gehören zu den Kernbefunden einer aktuellen Erfassung von Nahrungsmittelabfällen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die Untersuchung wurde vom bundeseigenen Johann Heinrich von Thünen-Institut im Rahmen des Dialogforums Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung durchgeführt. Der Monitoring-Bericht wurde kürzlich zur Halbzeitbilanz des Forums veröffentlicht.
Unnötigen Ressourcenverbrauch und Umsatzverlust verringern
„Die Daten des aktuellen Thünen-Reports bestätigen die zentralen Aussagen bisheriger Untersuchungen, nach denen im Lebensmitteleinzelhandel geringe Verluste entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette anfallen“, sagt Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Sie seien aber auch kein Grund zur Freude. „Hinter dieser Verlustmenge stecken Abschreibungen in Höhe von fast 2,5 Milliarden Euro. Sowohl dieser Umsatzverlust als auch die umsonst verbrauchten Ressourcen schmerzen“, bemerkt Rausch.
Deshalb engagieren sich namhafte Lebensmittelhändler im Dialogforum Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, um die Verluste in den eigenen Unternehmen weiter zurückzufahren. Die Zwischenbilanz des Forums kann sich sehen lassen. Alle 21 Mitglieder haben die Vorgaben für eine Beteiligung erfüllt. Verbindlich sind für die Unternehmen eine Datenerfassung im eigenen Unternehmen und eine Kooperation mit einer sozialen Einrichtung. Insgesamt setzen die Unternehmen 156 Maßnahmen um: 70 zur Optimierung interner Prozesse, 49 an den Schnittstellen zu Lieferanten und 37 zur Verbesserung der Lebensmittelweitergabe.
Positive Zwischenbilanz: Alle Mitglieder des Dialogforums haben die Vorgaben für eine Beteiligung erfüllt. 156 Maßnahmen in der Umsetzung.
„Die Zusammenarbeit mit karitativen Einrichtungen wie den Tafeln funktioniert bereits gut. Dennoch könnten sowohl Anreizsysteme als auch der Abbau von rechtlichen Hürden helfen, die Menge der Lebensmittelspenden zu erhöhen. Darauf sollte ein Hauptaugenmerk in der kommenden Arbeit des Dialogforums liegen“, so BVLH-Hauptgeschäftsführer Rausch.
Zum Hintergrund:
Das Dialogforum Groß- und Einzelhandel ist Teil der vom Bundeskabinett 2019 verabschiedeten Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Das Forum bietet Groß- und Einzelhandelsunternehmen in Deutschland eine Plattform für ihr gemeinsames Engagement zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung.
Das Vorhaben läuft zunächst bis August 2022 und wird vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) in Zusammenarbeit mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut durchgeführt. Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Der Monitoring-Bericht des Thünen-Instituts stellt die im Rahmen des Dialogforums erhobenen Daten zu Nahrungsmittelverlusten im deutschen Lebensmittelhandel für das Jahr 2019 dar. Dabei wird unterschieden zwischen dem organisierten Lebensmitteleinzelhandel, dazu zählen Supermärkte, Discounter, Verbrauchermärkte bzw. SB-Warenhäuser, sowie anderen Betriebstypen und Vertriebsformen des Lebensmitteleinzelhandels. Das sind: Drogeriemärkte, Bäckereien, Fleischereien, Tankstellen, Wochenmärkte, Verkaufsstände, der Getränkehandel und der Onlinehandel.