Die Meierei Horst ist eine Genossenschaft aus fünf Biolandhöfen, sieben konventionellen Betrieben mit besonderen Richtlinien und fast 400 Verbrauchermitgliedern. Die Meierei – darunter „de Öko Melkburen“, ein Zusammenschluss von Biolandwirten – bauen auf eine traditionelle Herstellung von Milch und Milchprodukten – auf Basis hoher ökologischer Standards und Tierwohl. Aufgrund der stark gestiegenen Produktionskosten, fallender Milchpreise, der Aufgabe eines beteiligten Landwirts und dem Absprung eines Großkunden ist das Aus nahe. Die Mitglieder geben aber nicht auf und möchten die Meierei retten – mit neuem Konzept und der Hilfe vieler möchten sie die bis zum Ende des Monats benötigten 300.000 Euro aufbringen.

Meierei Horst steht vor massiven Herausforderungen – jetzt geht’s um die Milch

Auch wenn die Meierei Horst gut durch die Pandemie gekommen ist, spürte sie die Auswirkungen der gestiegenen Produktionskosten um so mehr. Trotz der dramatischen Situation haben sich die Mitglieder in einer Vorstandssitzung im Dezember entschieden, die Meierei erhalten zu wollen. 90 Prozent der Anwesenden – es gab eine Rekordbeteiligung – haben sich dafür ausgesprochen, die Meierei in Horst mit verschiedenen Maßnahmen zu erhalten. Als weitere Hiobsbotschaft ist dem Zusammenschluss ein bedeutender Kunde abgesprungen. Das berichteten unter anderem die Elmshorner Nachrichten am 30. Januar.

Maßnahmenpaket zur Rettung der Meierei

Infolgedessen verkleinert die Meierei ihre Milchproduktion und zieht damit in das Hauptgebäude ein, um Stromkosten einzusparen. Auch musste einer Berichterstattung des NDR folgend die Meierei die Produktion des bei ihren Kunden sehr beliebten Quarks, der nach traditionellem Verfahren hergestellt wurde, eingestellt werden.

Nun muss die Meierei bei Elmshorn direkte finanzielle Mittel generieren, um ihr Ende abzuwenden. Bis Ende Februar braucht die Meierei Horst 300.000 Euro. Gelder sollen durch die Darlegung des neuen Konzeptes bei der Bank, durch Nachzeichnungen und Mitgliederdarlehen gewonnen werden. Auch die Werbung neuer Mitglieder hilft. Zudem läuft ein Spendenaufruf über www.betterplace.me/meierei-horst. Achim Bock aus dem Vorstand der Meierei sagt bei NDR: „Ich habe im Vorfeld von einigen gehört, die auch bereit sind, noch mal Geld in die  Genossenschaft einzubringen, weil sie sagen, das hier ist ein Leuchtturmprojekt. Es gibt in Schleswig Holstein nur noch ganz wenige Molkereien, die für den Markt arbeiten. Und das Projekt sterben lassen, wollte keiner.“

Auf der Internetseite meierei-horst.de/ können sich Interessenten am Fortbestand der „letzten [Meierei] ihrer Art“ beteiligen. Hier finden Sie nähergehende Informieren und können als Mitglieder der Genossenschaft beitreten. „Wir haben [auf der Vorstandssitzung] ganz ehrlich Tacheles geredet. Und nur so geht das, wir wollen ja transparent sein“, hatte Vorstandsvorsitzender Achim Bock den Elmshorner Nachrichten gesagt.

Edeka Kaufmann Dirk Möller spendet Teil eines Tagesumsatzes

Auch aus der Wirtschaft erhalten die Meierei Horst und „de Öko Melkburen“ bereits Unterstützung. Beispielsweise hat der Edeka-Kaufmann Dirk Möller (nicht Verwandt oder verschwägert) aus Bad Bramstedt seine Unterstützung zugesagt. Er möchte 10 Prozent des Umsatzes seines Tagesgeschäfts vom 13. Februar spenden. Dieses Vorhaben vermittelt er seinen Kunden auch über sein Angebotsblatt und ruft dort parallel zu Spenden auf. „Wir arbeiten schon lange sowohl mit der Meierei als den Öko Melkburen zusammen und die Produkte sind bei unseren Kunden beliebt. Als ich im Urlaub von der drastischen Problematik hörte, nutzte ich die Zeit, mir Gedanken über die Art der Unterstützung zu machen. Das wir mit unserem Markt helfen wollen, steht außer Frage. Also kündigen wir die 10-Prozent-Aktion an. Letzten Endes kann ich mir vorstellen, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden einen fünfstelligen Betrag beisteuern können“, so Dirk Möller.

De Öko Melkburen

Die Philosophie hinter De Öko Melkburen: „Auf unseren Höfen arbeiten Landwirte mit gleicher Denkweise und in ähnlicher Größe. Wir haben die Bioland-Zertifizierung und leben den Grundsatz von Nachhaltigkeit und Tierwohl.“ Die Kühe verschiedener Rassen leben in einer engen Mutter-Kalb-Beziehung. Sie weist eine Reihe von Vorteilen für Tier und Halter auf. Die Kühe haben viel Auslauf, bei dem sie sich ausschließlich von Gras ernähren. Eben diese natürliche Lebensweise beschert den Erzeugnissen von „De Öko-Melkburen“ das einzigartige Etwas. „Je nach Jahreszeit sind die Grasbeschaffenheit und die Wiesenkräuter anders. So geht der Wandel der Natur in den Geschmack der Milch und des Joghurts über. Die Beschaffenheit der Milch folgt den Jahreszeiten – sie ist im Winter gehaltvoller und im Sommer süffiger. Die schonende Pasteurisation bei gerade mal 72 Grad Celsius erhält die Aromen zusätzlich. Das ist richtige Milch, die wir in der Meierei Horst abfüllen“, so der Experte.

Außerdem werden die männlichen Rinder, die in der Milchwirtschaft keine Verwendung finden und immerhin 50 Prozent der Neugeborenen ausmachen, natürlich aufgezogen und später durch einen regionalen Schlachter zu hochwertigem Bio-Fleisch verarbeitet werden. „Der Kunde sollte bei dem Milchgenuss auch die Verantwortung für das männliche Vieh nicht vergessen. Da kann er bei unseren Produkten ein gutes Gewissen haben.“ Für diese Herangehensweise erhielten „De Öko Melkburen“ 2022 den Bundespreis ökologischer Landbau des BMEL.

„Wir haben immer schon Herausforderungen gehabt, aber diese sind massiv. Das fordert uns alles ab. Jetzt geht’s um die Milch“, sagt Hans Möller, der sich aufgrund seiner geliebten Arbeit mit seinen Kühen, die noch gemeinsam mit ihren Kälbern zusammenleben können, selbst „Hans, der Glückliche“ nennt.