Die Corona-Krise hat die zunächst als eingestaubt geltenden Mega-Vollsortimentler wie New York digital nach vorn gebracht. Generell hatten der Lockdown und die Sicherheits- sowie Hygienemaßnahmen einen Boom im Onlinehandel ausgelöst. Und das betraf ganz besonders Märkte, die von der Butter bis zum Fahrrad alles anboten. Hier machten sie sogar Amazon Konkkurrenz
„Verbraucher versuchen, ihre Besuche im Laden zu reduzieren, und kaufen nicht mehr das Gemüse in einem Laden und die haltbaren Produkte in einem anderen“, so der Handelsexperte Hunter Williams. „Deshalb sind die Big-Box-Anbieter, bei denen man alles findet, was die Familie braucht, im Vorteil.“
Wer damals E-Commerce förderte, gewinnt heute
Voraussetzung für den Aufschwung im E-Commerce was allerdings, dass bei den Märkten bereits ein Online-Handel angeboten wurde. Walmart hatte erst vor der Pandemie eine große Investition in diesen Bereich investiert. Das zahlt sich nun aus. „Target und Walmart jagen Amazon seit einigen Jahren hinterher. Aus Angst, von Amazon verdrängt zu werden, haben sie Milliarden in ihren E-Commerce investiert“, berichtet Professor für Markting der Columbia Unversity Mark Cohen. Willimas stimmt zu: „Je stärker die Anbieter im E-Commerce vor der Krise waren, umso mehr Marktanteil konnten sie sich in den vergangenen Monaten sichern.“
Konzept gut, Amazon im Segment zu teuer
Im Gegensatz zu Amazon vertrauten gerade ältere Kunden ihren bekannten Geschäften. Erst recht, wenn es um den Einkauf von Lebensmitteln ging. So konnten sie die Lieferungen direkt nach Hause bestellen oder ihre Boxen vor dem Markt abholen – das sogenannte Curbside Pickup. Amazon ist in diesem Segment mit seinen Whole Foods Bio-Angebot und den kleinen Märkten einfach zu teuer und unterrepräsentiert.
Das Prime-Pendant und Verdrängung von Ebay
Die Konzepte fruchten. Auf der einen Seite greifen die Big-Box-Ketten damit Amazon an. Nicht zuletzt auch durch die Einführung von Walmart Plus, mit dem Kunden mithilfe eines Jahresbeitrages auf schnellere Lieferungen bauen können und zudem durch die Märkte gebunden werden – ein Pendant zu Amazon Prime. Auf der anderen Seite konnten sie sogar das große Online-Auktionshaus und Kleinanzeigengiganten Ebay hinter sich lassen. Gerade Walmart hat mit seinem E-Commerce schon 2019 einen Online-Umsatz von 19 Milliarden Dollar gemacht. Im zweiten Quartal hat Walmart seine E-Commerce-Erlöse gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Target hat nach eigenen Angaben seit Corona zehn Millionen neue Onlinekunden gewonnen und den Umsatz im Digitalbereich fast verdreifacht.
Zu wenig und zu viel
Sowohl Cohen als auch Williams aber bezweifeln wirklich, dass die großen Ketten Amazon auch nur geringfügig schaden könnten. Auch wenn Walmart Ebay bereits von Platz zwei der großen Online-Verkaufsportale verdrängt hat, bleibt Amazon doch weiter unangefochtener Spitzenreiter. Auch weil sich innerhalb der Lebensmittelhändler mit Aldi und Lidl auch in den USA weitere Konkurrenz sein E-Commerce verstärkt.