Mehr als hunderttausend Menschen haben eine Petition an Rewe unterzeichnet. Und fordern Deutschlands zweitgrößten Lebensmitteleinzelhändler auf, für wirksamen Tierschutz in der Hühnermast zu sorgen. Die Rewe Group (u. a. Rewe, Penny) soll die Standards der Europäischen Masthuhn-Initiative umsetzen, um den Hühnern zumindest die größten Leiden zu ersparen, so die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Initiatorin der Kampagne. Während Rewe behauptet, die Standards der Initiative seien nicht umsetzbar, verweist die Stiftung auf zwanzig Einzelhandelsunternehmen in Deutschland und Europa, die bereits erfolgreich an der Umsetzung derselben arbeiten.
Die Albert Schweitzer Stiftung und ihre Partnerorganisationen haben in den vergangenen Jahren rund 440 Unternehmen überzeugt, ihre Tierschutzstandards für sogenannte Masthühner anzuheben. Sie wollen so einen flächendeckenden neuen Standard etablieren, der über dem gesetzlichen Minimum liegt. Und bei den Hühnern Leid durch Qualzucht und Qualhaltung merklich reduziert.
Europas Supermärkte heben ihre Tierschutzstandards für Hühner, wo bleibt Rewe?
Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel schloss sich Aldi im vergangenen Jahr als Erster der Europäischen Masthuhn-Initiative an. Es folgten bis jetzt Bünting (u. a. Famila Nordwest, Combi), Globus, Norma und Tegut. In Frankreich ist bereits die gesamte Branche an Bord. Das britische Unternehmen Marks & Spencer hebt die Hühnermaststandards gleich europaweit an. Die Kette Rema 1000 aus Norwegen hat sie bereits fast vollständig umgesetzt. Jüngstes Mitglied der Europäischen Masthuhn-Initiative ist Carrefour Polen. In den Niederlanden haben sich die fünf größten Ketten dem der Masthuhn-Initiative vergleichbaren „Beter Leven“-Programm angeschlossen.
„Rewe ist in Europa umringt von Supermärkten und Discountern, die die Standards der Europäischen Masthuhn-Initiative sehr wohl für umsetzbar halten. Und das auch beweisen, zum Beispiel Aldi. Rewes Behauptung, das wäre gar nicht möglich, wirkt angesichts dessen nicht nur wie eine Ausrede. Sie unterstellt außerdem einem Großteil der Branche sowie etablierten Tierschutzorganisationen, dass sie nicht wüssten, was sie tun“, wundert sich Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung.
Der Forderung der Albert Schweitzer Stiftung an Rewe auf www.ReweDeinTierleid.de schlossen sich innerhalb von drei Wochen mehr als 102.000 Unterstützerinnen und Unterstützer an. In Köln, dem Sitz der Rewe-Zentrale, hat die Stiftung umfangreich Außenwerbung geschaltet. Einen zur Kampagne gehörigen Animationsfilm über das Leben eines Rewe-Huhns, erzählt von Hannes Jaenicke, sahen bei TikTok ebenfalls mehr als 100.000 Menschen.
Die Rewe Group und die anderen Unternehmen in der „Initiative Tierwohl“ hatten zuletzt zwar angekündigt, den Anteil ihres Premium-Sortiments aus den „Haltungsform“-Stufen 3 und 4 bis Ende 2026 auf rund 20 % zu erhöhen. Das würde jedoch bedeuten, dass auch in fünf Jahren immer noch die Mehrheit der für Rewe gezüchteten Hühner unter tierquälerischen Bedingungen leidet, kritisiert die Albert Schweitzer Stiftung.
Hühnermast: Qualzucht und Enge
In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 620 Millionen „Masthühner“ geschlachtet. Das sind 82 % der geschlachteten Landtiere. Sie leben in der Regel nur zwischen 28 und 42 Tage. Und wachsen in dieser Zeit auf ein Gewicht von bis zu 2,7 Kilogramm an. Bis zu 26 Hühner müssen sich einen Quadratmeter im Stall teilen. Natürliche Verhaltensweisen können die Tiere so nicht ausleben. Durch das enorme Wachstum leiden sie zudem oft unter Schmerzen, Organproblemen und Verletzungen.
Einen Einblick in einen durchschnittlichen Maststall bietet ein zweites Video der Albert Schweitzer Stiftung mit Aufnahmen aus einem Stall des Rewe-Zulieferers Wiesenhof. Sie stammen von der Organisation Soko Tierschutz.