Immer wieder neue Start-ups kommen mit kreativen Ideen auf den Markt. Nicht zuletzt die Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ hat zu einem regelrechten Boom von Neuerscheinungen geführt oder zumindest medial stark darauf aufmerksam gemacht. Viele dieser Produktneuheiten verschwinden aber auch schnell wieder aus den Regalen, wenn sie es denn hineinschaffen. Um schon im Vorfeld testen zu können, was Kunden anspricht, hat ein österreichisches Unternehmen mit dem „Go2Market“ ein neues Marktforschungskonzept entwickelt, das sowohl Start-ups als auch etablierten Herstellern schon vor der Einführung des Artikels in den Handel ein realitätsnahes und umfangreiches Feedback gibt.
Go2Market – enger Kundenkreis mit viel Aussagekraft
Klar, Hersteller von Produkten können nach wie vor interne Tests starten, in die Städte gehen und Proben ihrer Neuheiten anbieten, Umfragen durchführen und so Rückmeldungen für Ihr Erzeugnis erhalten. Aber spiegelt dies wirklich die alltagsechte Situation des Produktes in einem Supermarkt wider? Nein. Hier kommt das Konzept des Go2Markets ins Spiel. Zunächst eröffnete ein Prototyp in Wien und im Juni ist Deutschlands erster Standort in Köln gestartet.
Start-ups und namhafte Hersteller haben hier die Möglichkeit, ihre Artikel den Kunden in einem Marktregal zu präsentieren. Cremes aus Hanf, Fleischpatties aus Insekten, Mineralwasser mit Alkohol – sie alle müssen hier inmitten der Vielfalt rund 350 anderer Neuerscheinungen bestehen. Es gibt eine limitierte Anzahl an Kunden, die den Markt besuchen kann und die alle Bevölkerungsschichten abbilden soll. Sie müssen sich im Vorfeld bei Go2Market registrieren. Nur sie haben Zugang zum Markt mit den vermeintlich zukünftigen Produkten. Mit ihrer Mitgliedschaft – die in verschiedenen Abos ab 13 Euro monatlich abzuschließen ist, aber ein Einkaufsbudget ab etwa 55 Euro bietet – erklären sie sich zu dem bereit, dass sie während des Einkaufs von Kameras und ausgefeilter Sensorik beobachtet werden.
Es werden keine personenbezogenen Daten gesammelt, sondern relevante Parameter analysiert. Ungefähres Alter und Geschlecht werden festgehalten, welchen Weg schlägt der Kunde ein, wohin wandert sein Blick, welches Etikett lässt ihn innehalten. Industriepartner interssiert allein das Zielgruppen Cluster (Alter, Geschlecht) in dem sich die Produktester befinden. Diese „voll automatisierte Potenzialanalyse“ wird den Herstellern je nach vorheriger Aufgabenstellung aggregiert weitergeleitet. Weitere Erkenntnisse erhalten Industriepartner durch Umfrageteilnahmen, der Kunden, die sich dafür bereiterklären.Dafür erhalten sie weiteres Einkaufsguthaben für den nächsten Einkauf.
Multisensorisches Marketing
Und mehr noch. Ebenfalls bietet der außergewöhnliche neue Supermarkt ganz neue Marketingmaßnahmen. Auf der einen Seite können Kunden die Artikelcodes scannen und über einen Bildschirm viele weitere Informationen erhalten und Bewegtbilder zum Produkt ansehen. Intelligente Regale mit Lichtsensorik wie auch die Deckenbeleuchtung rücken bestimmte Artikel ins rechte Licht und drehbare Elemente setzen zudem einen besonderen Fokus. Noch futuristischer ist die „Sound-Dusche“, die Klänge passend zum Produkt am Regal vorspielt (bspw. Fliegensummen am Regal der Fruchfliegenfalle). Zu guter Letzt setzen Düsen im gesamten Markt einen eigenen Duft frei, bei „dem sich die Kunden richtig wohlfühlen können“, so County Manager Jörg Taubitz und der einen besonderen Wiedererkennungswert schafft.
Expansion dank großen Erfolges
Der erste Markt in Wien hat schnell ein fantastisches Feedback gebracht und auch auf die Neueröffnung in Köln war nicht nur die Medienresonanz riesig, sondern schnell auch zahlreiche Mitglieder angemeldet.
„Seit der Eröffnung in Wien haben wir binnen acht Monaten mehr als 1,1 Millionen Kunden-Feedbacks erhalten“, äußerte sich Geschäftsführer Thomas Perdolt Mitte August im Handelsjournal. Jörg Taubitz fügte in dem Zuge hinzu: „Im Juli oder spätestens August dürften es schon 1,5 Millionen sein.“
Demnach soll in naher Zukunft ein weiterer Markt entstehen. Dessen Standort soll sich nach den Wünschen der Hersteller richten, was sie für einen geeigneten und bedeutsamen Standort erachten. Bis 2024 seien zehn Märkte international geplant, um noch mehr länderübergreifende Tests zu ermöglichen.
Einen Rundgang durch den Markt können Sie hier einsehen.