Nach 70 Jahren sieht sich Rosemarie Lehmann gezwungen, ihren Betrieb zu schließen. Die 73-Jährige finde für das Traditionsunternehmen sowohl in der Familie als auch in der Wirtschaft keine Nachfolger, die es weiterführen würden. Bereits seit zehn Jahren sei sie nun auf der Suche – erfolglos. Nun sei für sie Schluss, wie sie sagt.
Ein ungewolltes Ende
Wirklich niemand ist so richtig zufrieden mit dem Aus der Salzwedeler Baumkuchen GmbH. Rosemarie Lehmann selbst würde – wenn sie jünger wäre – ihren Betrieb für die Zukunft umstrukturieren und weitermachen. Vor einer Insolvenz steht ihre Firma schließlich nicht. Auch die 100 Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigung erhalten und müssen sich anderweitig umsehen. Sogar in der Politik sei man bestürzt. Salzwedels Bürgermeisterin bezeichnete den Schritt als „unvorstellbar“ und wolle den Betrieb unbedingt über den 31. Juni hinaus aufrecht erhalten. Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) spricht von einem herben Schlag für das Land und die Region.
Das Traditionsgebäck Baumkuchen
Der echte Salzwedeler Baumkuchen entsteht nach dem Traditionsrezept von 1808. Den Baumkuchen selbst gibt es bereits seit dem Mittelalter. Durch seinen unveränderten aromatischen Geschmack erfreut sich das Salzwedeler Original auch heute noch größter Beliebtheit. Das Geheimnis seiner Einzigartigkeit liegt in der aufwendigen Zubereitung, die in reiner Handarbeit aus Eiern, Mehl, Butter, Zucker, Vanille sowie Schokolade hergestellt wird – Lage für Lage vor offener Flamme. Das Gebäck hat schon Könige begeistert und ist noch immer in vieler Munde.
Die Baumkuchen-Tradition an sich stirbt in Salzwedel allerdings nicht aus. Laut Volksstimme sind drei weitere Bäckereien weiter in Betrieb und stellen die Spezialität auch fortlaufend her. Darunter beispielsweise die Familie Hennig, deren Betrieb bereits bis ins Jahr 1807 zurückreicht.