Wer sich in der Hochphase der Coronapandemie auf die Suche nach Mehl machte, fand vielerorts meist nur leer gefegte Regale vor. Während des Lockdowns hatte sich die begehrte Backzutat, ähnlich wie Konserven und Toilettenpapier, zum echten Kassenschlager entwickelt, was in vielen Lebensmittelmärkten zu wochenlangen Lieferengpässen führte. Mit diesem Szenario wollte sich Kaufmann André Hetzel für seinen EDEKA-Markt nicht abfinden. Im Dienste seiner Kunden suchte der findige
Marktinhaber nach einer Lösung und fand diese letztlich mit der Mühle „Nicola“ in Schleswig quasi direkt vor der Haustür.
Wenn die Lösung liegt so nah
„Ein leeres Mehlregal wollte ich unseren Kunden nicht anbieten und so kam mir plötzlich die Idee, doch gleich das Mehl beim Müller abzuholen. Die Lösung liegt oft so nah, denn täglich habe ich den Blick über die Schlei zur Mühle ‚Nicola‘. So war der Gedanke nicht weit, mich direkt mit Müller Jansohn in Verbindung zu setzen und um Hilfe zu bitten. Ein Anruf genügte, und schon nach einer Stunde stand ich abholbereit auf dem Müllerhof von Arnd Jansohn und belud mein Fahrzeug mit je 20 Tüten Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl. Was sich daraus entwickeln sollte, war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar“, so André Hetzel.
Eine intensive Partnerschaft entstand
„Mittlerweile fahre ich wöchentlich mit Freude persönlich zur Mühle, um Nachschub zu besorgen“, beschreibt André Hetzel die Entwicklung der Kooperation mit Hobbymüller Arnd Jansohn. Er eröffnete seine Holländermühle auf der Freiheit in Schleswig Pfingstmontag 2015 nach vierjährigem Wiederaufbau. Dort mahlt er seither in Eigenregie und in liebevoller Handarbeit Getreide vom Gut Rosenkrantz bei Neumünster. Über 700 Tüten Mehl hat André Hetzel bisher verkauft – Tendenz steigend. Der Kaufmann ist froh, in Krisenzeiten einen zuverlässigen Partner aus der Region gefunden zu haben. „Die Coronakrise hat wenig positive Seiten. Die Geschichte mit der Mühle ‚Nicola‘ ist jedoch sehr erfreulich. Die Chemie zwischen Arnd Jansohn und mir stimmt. Das ist die Basis für die vertrauensvolle Geschäftsbeziehung, die schon seit dreieineinhalb Monaten Bestand hat und hoffentlich noch lange weitergehen wird. Das Mehl hat eine super Qualität, kommt aus der Region und die Kunden mögen es. Alle Beteiligten profitieren. Besser kann es nicht sein“, erklärt Hetzel.
Hochkonjunktur für den Müller
Zufrieden ist auch Arnd Jansohn, der vor der Coronapandemie nur kleine Mengen Mehl hergestellt und ausgewählte Bäckereien aus der Region damit versorgt hat. Mit Beginn der Krise stieg die Nachfrage immens und damit auch das Arbeitsvolumen des ehemaligen Bauunternehmers. „Um die Leute zu versorgen, habe ich mein Pensum besonders im März, April und Mai deutlich erhöht. Gemeinsam mit meiner Frau Nicola, nach der die Mühle traditionell benannt ist, habe ich das Vollkornmehl bis vor Kurzem zweimal pro Woche direkt hier auf dem Gelände verkauft und zusätzlich weitere Aufträge, wie zum Beispiel die Bestellungen von EDEKA Hetzel, bearbeitet. Auch wenn wir den Vor-Ort-Verkauf seit zwei Wochen nur noch nach telefonischer Vereinbarung durchführen, bleibt die Auftragslage weiterhin hoch, was uns natürlich freut“, so Arnd Jansohn.
Mühlflügel drehen sich eifrig
So drehen sich die Flügel der Mühle unweit des Ufers der Schlei fast täglich und die perfekt justierten Mühlensteine sind im Dauereinsatz. So können die Menschen aus der Region in den Genuss des Qualitätsmehls aus der Mühle „Nicola“ kommen. „Pro Stunde kann ich etwa 100 Kilogramm Getreide mahlen. Das Gros der Arbeit macht das Abfüllen aus. Das geschieht komplett in Handarbeit. Dabei ist mir besonders wichtig, dass die Verpackung ansehnlich ist und es keine Druckstellen gibt. Das gehört alles zur guten Qualität des Gesamtproduktes, die mir sehr wichtig ist“, so der Müller aus Leidenschaft.
Mühle ist Teil einer selbst gegründeten Stiftung
Er hat sich sein Fachwissen mit der Hilfe eines Mühlenexperten aus Plön angeeignet, der ihn auch beim Aufbau der Mühle unterstützt hat. Sowohl die Mühle „Nicola“ als auch ein Schuppen und das angrenzende Wohnhaus der Jansohns gehören einer Stiftung, die das Ehepaar gegründet hat. „Das gesamte Anwesen habe ich den Bürgern und der Stadt Schleswig geschenkt. Alles gehört zur Stiftung und wir haben ein Nutzungs- und Wohnrecht auf Lebenszeit“, erklärt Arnd Jansohn. Mit der Mühle „Nicola“ hat sich Arnd Jansohn einen Traum erfüllt und er macht mit seinem Mehl aus der Nachbarschaft sicher auch nach der Coronazeit viele Kunden von EDEKA Hetzel glücklich.