Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG) haben gestern gemeinsam ihre Jahresberichte für das 2022 vorgelegt.
„In der Ernährungsindustrie wurde im vergangenen Jahr ein Umsatz von 218,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit ist sie nach wie vor einer der bedeutendsten Industriezweige dieser Republik“, sagt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. „Allerdings fällt die Bilanz durchwachsen aus: preisbereinigt fiel der Gesamtumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 0,8% und im Auslandsgeschäft sogar um 3,6%. Hier stellt sich die Frage der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit.“
Entlang der Wertschöpfungskette war die Ernährungsindustrie 2022 von hohen Kostenbelastungen betroffen, insbesondere bei Agrarrohstoffen, Energie und Personal. Dazu kommen wachsende Bürokratielasten und Mehrkosten für die Nachhaltigkeits-Transformation.
Eine aktuelle Blitzbefragung der BVE-Mitglieder zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen die Ertragslage 2022 negativ oder sehr negativ einschätzt. Auch der Ausblick auf die Ertragslage für das laufende Jahr 2023 fällt überwiegend negativ aus. Eine Konsequenz daraus ist, dass Unternehmen Investitionen eher zurückhalten.
Weniger Beschäftigung und Auszubildende
Die Zahl der Beschäftigten in der Ernährungsindustrie ging 2022 leicht um 0,3% auf 636.634 Beschäftigte zurück. Die Auszubildendenzahlen sanken um 7,1% auf 26.354, 12% der Auszubildendenstellen blieben unbesetzt.
„Damit bleibt die Branche viertgrößter Arbeitgeber in der deutschen Industrie“, sagt Stefanie Sabet, Hauptgeschäftsführerin der ANG. „Die Tariflohnsteigerungen betrugen 2022 im Durchschnitt 4,2%. Im ersten Halbjahr 2023 schlossen die Mitgliedsverbände Tariflohnsteigerungen von durchschnittlich 6% ab. Hinzu kamen steuerfreie Einmalzahlungen von bis zu 3.000 Euro. Die Sicherung von Beschäftigung und mehr Netto vom Brutto sind jetzt die richtigen Signale, um die Kaufkraft zu stärken und die Inflation nicht weiter anzuheizen“, so Sabet weiter.
Die Transformation aus digitalem und ökologischem Wandel verlangt den Betrieben viel ab – wenn quantitativ und qualitativ nicht genug Arbeits- und Fachkräfte zur Verfügung stehen, wird der Prozess nicht zu schaffen sein. Daher begrüßt die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Fachkräftestrategie aus dem „Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung“ und dem „Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung“. Erwerbsmigration, mehr Vollzeitbeschäftigung sowie Aus- und Weiterbildung sind wichtige Weichenstellungen, um die Bedarfe in den Betrieben zu decken. Dennoch dürfen die Betriebe finanziell und bürokratisch nicht überlastet und der Zugang zu Fördermaßnahmen muss effizienter gestaltet werden.