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Der Nutri-Score: noch keine Pflicht und nicht unfehlbar

Bereits im November 2019 offiziell bestätigt, eine schnell erkennbaren Nennwertkennzeichnung auf Produkten angeben zu können. In einem Test durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden verschiedene Versionen getestet. Der „Nutri-Score“ setzte sich durch. Rund 90 Prozent der Probanden befanden den Nutri-Score als „schnell und intuitiv verständlich“, zitierte die Verbraucherzentrale. Er sei demnach ebenfalls hilfreich im Vergleich verschiedener Produkte – ein wichtiger Faktor. In unseren Nachbarländern ist die Nutri-Score-Ampel bereits Praxis.

EDEKA ging voran, viele folgten

Noch bevor Einigung bestand, welche Nährwertkennzeichnung den offiziellen Zuschlag des BMEL erhält, führte EDEKA die ersten Produkte mit Nutri-Score ins Regal – das war Ende August. Danone, Iglo und Lidl-Marken zogen rasch nach. Auch Anfang 2020 treten immer mehr Produkte mit dem Nutri-Score auf: Kaufland, Spreewaldhof, Norma und viele mehr.

EDEKA
EDEKA Eigenmarke „Gut und Günstig“ mit Nutri-Score-Kennzeichnung
Norma
Norma-Produkte
Iglo
Iglo-Produkt mit Nutri-Score
Kaufland
Kaufland K-Bio-Maiswaffeln

Trotz vermehrter Nutzung: es gibt Kritik am Nutri-Score

Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland bemängelt: Der aktuelle Nutri-Score stuft alle Pflanzenöle und -fette in die orange-roten Kategorien C oder D ein. In der fünfstufigen Farb- und Buchstaben-Skala ist diese Einordnung gleichzusetzen mit dem Hinweis, möglichst weniger davon zu konsumieren. „Das ist nach neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen falsch, diskreditiert gesunde Pflanzenöle und steht im Widerspruch zu Empfehlungen renommierter Ernährungswissenschaftler“, so OVID-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld.

Das Berechnungsverfahren des Nutri-Score berücksichtigt nur den Gesamtfettgehalt eines Lebensmittels sowie den Anteil gesättigter Fettsäuren. Für eine gesunde Ernährung sind einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren relevant, da sie lebensnotwendige Bausteine für Körperzellen beinhalten, die der Mensch nicht selbst bildet. Beispiel Sonnenblumenöl: Trotz hoher Gehalte einfach ungesättigter Fettsäuren reicht es im Nutri-Score nur für Kategorie D. Auch Rapsöl ist gesünder als durch es das orangefarbene C vorgibt. „Diese Simplifizierung ist absurd. Der Nutri-Score muss angepasst werden und unterschiedliche Fettsäurespektren berücksichtigen. Nur so kann er seinen Zweck erfüllen und Verbraucher bei der gesunden Ernährung unterstützen“, so Kleinschmit von Lengefeld.

Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland kritisiert, dass der Nutri-Score die Vorzüge gute Öle nicht widerspiegeln kann

Aktuell ist der Nutri-Score bestätigt, aber keine Pflicht

Dabei sei gesagt, dass die Närhwertampel bestätigt, jedoch nicht verpflichtend ist. Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, unterstreicht die vielfältigen Aktivitäten der Lebensmittelbranche: „Wir sorgen nicht nur dafür, dass sich jeder nach seinen persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen ernähren kann, sondern wir informieren umfassend und klären auf. Sich im Ziel einig sein, heißt aber nicht, immer alles vorgeschrieben zu bekommen. Es gibt bekanntlich viele Wege, die zum Ziel führen und es ist wichtig, dass die Unternehmen nach den eigenen unternehmens- und produktbedingten Fähigkeiten und Geschwindigkeiten arbeiten können.

foodwatch hingegen fordert verpflichtende Kennzeichnung

Die EU-Kommission schlägt ein verpflichtendes Nährwert-Logo auf der Vorderseite von Verpackungen vor. Dazu erklärt Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch: „Eine europaweit verpflichtende Nährwertkennzeichnung ist überfällig und die Nutri-Score-Ampel dafür das beste Modell. Aber längst ist nicht entschieden, ob wir wirklich eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung bekommen, denn die Lobbyschlacht um die Ausgestaltung des Nutri-Scores ist im vollen Gange. Die Lebensmittelindustrie attackiert die wissenschaftlichen Grundlagen und will die Algorithmen zur Berechnung des Nutri-Scores verwässern, um ihre Produkte in ein besseres Licht zu rücken. Die europäische Politik muss daher klarstellen, dass die Nutri-Score-Algorithmen allein von unabhängigen Wissenschaftlern festgelegt werden und die Industrie keinen Einfluss darauf haben darf. Die Nutri-Score-Ampel muss eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung für alle werden und darf nicht zum Marketinginstrument der Lebensmittelhersteller verkommen – deshalb gilt: Die Hände der Industrielobbyisten müssen weg von den Algorithmen!“

Was sagt der Nutri-Score

In fünf Farben zeigt der Nutri -Score ist eine visuell eindeutige Kennzeichnung der Nährwertangaben von Lebensmitteln. Je nach Zusammensetzung des Lebensmittels kann es mit einem „A“ auf grünem Hintergrund als eher gesund oder einem „E“ auf rotem Hintergrund als eher ungesund eingestuft werden. Die Berechnung erfolgt anhand postivier Bestandteile wie die Anteile von Obst, Gemüse und Nüssen, von Oliven-, Raps und Nussölen, von Ballaststoffen und Eiweißen und negativen Bestandteilen wie Energie, gesättigte Fettsäuren, Zucker, Natrium.