Die Unsicherheit über das neuartige Coronavirus breche gewohntes Einkaufsverhalten auf, fasste Handelsforscherin Eva Stüber die Ergebnisse einer Studie des Kölner IFH-Instituts zusammen. „Vor allem ältere Menschen werden jetzt auf den Onlinehandel aufmerksam, auch bei Lebensmitteln. Das wird bleiben.“ Zugegeben, die nachstehenden Bilder wirken eher skuril denn seriös. Aber die „Maskerade im Markt“ ist international zu beobachten. Und ein deutliches optisches Anzeichen für eine Unsicherheit, die so vorher eindeutig nicht vorhanden war. Fest steht: Das Virus wird das Einkaufsverhalten nachhaltig verändern.
Sicherheitskontrollen, Absperrbänder, Menschen mit Mundschutz
Viele Kunden scheuen dieses bedrohlich wirkende Szenario beim Einkauf und ganz generell Menschenansammlungen in Zeiten wie diesen. Diese Unsicherheit wirkt wie ein Turbo auf Onlineangebote. Rewe, Deutschlands größter E-Commerce-Betreiber bei frischen Lebensmitteln, sieht einen klaren Trend. „Im Onlinehandel spüren wir eine deutlich gesteigerte Bestellintensität“, sagte ein Sprecher in Köln. Vereinzelt komme es sogar zu längeren Wartezeiten: „In einzelnen Liefergebieten wie Berlin sind Zeitfenster für die nächste Lieferung erst nach Ablauf einer Woche verfügbar, in anderen Regionen schon am nächsten oder übernächsten Tag.“
Supermärkte punkten noch mit frischen Lebensmitteln
Frische Lebensmittel kaufen die Deutschen bisher fast ausschließlich beim Discounter oder im Supermarkt um die Ecke ein. Der Marktanteil der Onlineanbieter stieg zuletzt zwar, doch nur auf niedriger Basis. Die Zwei-Prozent-Marke ist nach jüngsten Daten längst nicht überschritten. Doch nun könnte sich das Verbraucherverhalten grundsätzlich ändern – und wohl auch dauerhaft, wie Marktkenner erwarten. Die mit der Corona-Krise verbundenen Umstände beim stationären Einkauf rückten den Onlineverkauf von frischen Lebensmitteln nämlich in ein neues, attraktiveres Licht. Die Lebensmittellieferung nach Hause erscheine vielen Konsumenten nicht nur als bequemere Option für den Wocheneinkauf, sondern aktuell auch als die gefühlt sicherere Wahl.
Coronakrise als Katalysator für den Onlinehandel
Die Corona-Krise beschleunigt eine Entwicklung, die ohnehin in der Luft liegt. Die Beratungsfirma Oliver Wyman sagte kürzlich voraus, der Onlineumsatz mit Lebensmitteln werde sich in Deutschland bis 2030 mindestens verfünffachen. „Die Kunden von morgen wollen auch ihre Lebensmittel online kaufen“, erwartet Oliver Wymans Handelsexperte Nico Hemker.
Das Virus wird das Einkaufsverhalten nachhaltig verändern. So viel steht fest. Für Handelsunternehmen wird der Umschwung damit zur Chance – vorausgesetzt, sie reagieren schnell und richtig. „Wer sich jetzt als Lieferant von Lebensmitteln positiv platziert, schafft sich Wettbewerbsvorteile für den Aufschwung“, ist sich Ralf Moldenhauer sicher, Seniorpartner bei der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG).