Gut eine Woche nach der verheerenden Explosion in Beirut baut die Caritas Libanon ihre Überlebenshilfen in der Stadt weiter aus. „Die Menschen Beiruts wollen wieder auf die Beine kommen, viele freiwillige Helfer räumen auf“, sagt Dayane Daou, Leiterin der Gesundheitsabteilung der Caritas Libanon. „Doch es gibt auch die anderen, die von den Ereignissen stark mitgenommen, traumatisiert sind. Tausende von Kindern waren Zeuge der massiven Explosion. Tausende von älteren Menschen haben ihre Unterkünfte und all ihre Erinnerungen verloren. Um diese Menschen müssen wir uns kümmern.“ Caritas Libanon hat daher Teams von Psychologinnen und Psychologen organisiert, die in den Stadtvierteln Beiruts unterwegs sind, um die Betroffenen zuhause aufzusuchen und psychologisch zu begleiten.
Caritas versorgt mit Lebensmitteln und Medizin
Die Caritas Libanon hat in der Stadt Zelte aufgebaut, in denen sie weiterhin Überlebenshilfe leistet: Die Mitarbeitenden verteilen Lebensmittel und versorgen die Menschen medizinisch. Fahrdienste bringen kranke und verletzte Menschen in Kliniken und in die Caritas Gesundheitsstationen. „Die Hälfte aller medizinischen Einrichtungen in Beirut sind entweder zerstört oder in Teilen so schwer beschädigt, dass das Personal dort nicht mehr richtig arbeiten kann. Kranke werden abgewiesen“, sagt Regina Kaltenbach, Libanon-Referentin von Caritas international. Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes unterhält zehn Basisgesundheitsstationen im Libanon, deren Arbeit nun durch die vielen Verletzten und zerstörten Krankenhäuser noch essentieller geworden ist. Der Druck steige auch in den Gesundheitseinrichtungen außerhalb Beiruts, sagt Kaltenbach. „Die Caritas-Einrichtungen sind lebenswichtig in der Versorgung der Menschen im ganzen Land geworden“.
Zerstörter Hafen erschwert Nahrungsmittellieferungen über den Seeweg – Lebensmittelpreise steigen
Immer deutlicher werden die Konturen der schwelenden Krise hinter der Katastrophe. „Es gibt keine libanesische Familie, die nicht irgendwie von der Explosion betroffen ist, sei es durch den Verlust eines Verwandten oder Freundes oder durch den Verlust eines Arbeitsplatzes“, sagt Dayane Daou von der Caritas Libanon. Durch den zerstörten Hafen ist die Versorgung des Landes nun stark eingeschränkt. Über 85 Prozent aller Waren, Lebensmittel, Konsumgüter und Medikamente, wurden vor allem auf dem Seeweg importiert. „Die Nahrungsmittelpreise waren vor der Explosion schon sehr hoch, nun steigen sie weiter, viele Menschen werden noch hungern müssen, weil sie sich Lebensmittel schlichtweg nicht kaufen können“, sagt Regina Kaltenbach.
Durch die Zerstörung unzähliger Wohnungen sind nicht nur 300.000 Menschen obdachlos geworden, zugleich sind auch die häufig asiatischen Haushaltsangestellten nun ohne jegliche Einkünfte. Geschäfte, Bars und Restaurants sind mit den zerstörten Stadtvierteln ebenfalls verschwunden, damit unzählige Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten.
Corona-Infektionen zudem kritisch
Kritisch entwickelt sich auch die Corona-Pandemie im Libanon. „Mit mehr fast 7.500 Infizierten standen eigentlich wieder verschärfte Maßnahmen an“, sagt Kaltenbach. Aber auch hier hat das Ereignis das Augenmerk nur auf das akute Überleben in Beirut gelenkt. „Doch wir dürfen die Krisen dahinter nicht vergessen.“
Die vorläufige Bilanz der Explosionskatastrophe liegt bei mehr als 200 Toten und über 6.000 Verletzten, viele Menschen werden weiterhin vermisst.
Caritas international ruft zu Spenden für die Nothilfe auf:
Caritas international, Freiburg
Stichwort: „Explosion Beirut„
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02,
Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe,
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Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
Evangelische Bank eG
BIC GENODEF1EK1
oder online unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/