Der Einzelhandel ist durch die Energiekostenexplosion und die galoppierende Inflation gleich zweifach betroffen: Zum einen steigen die Faktorkosten für Energie teilweise um das Zehnfache, zum anderen erlebt die Branche eine historisch niedrige Konsumnachfrage. Dies trifft viele Betriebe in einer Lage, in der immer noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie gekämpft wird.
„Die Zeit drängt“
Der Handelsverband Deutschland lässt durch Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verlauten: „Händlerinnen und Händler sehen sich schon heute in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Sie leiden unter dem Kostenschock durch die Energiekrise. Es ist gut, dass die Bundesregierung bereits über die dringend notwendigen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen berät. Doch die Zeit drängt.“
Der Handelsverband NRW geht einen Schritt weiter und wendet sich aufgrund dieser dramatischen Lage mit einem Brandbrief nun an die Politik des Landes.
Handelsverbands NRW wendet sich an die Politik
Alleine die Ergebnisse der letzten Umfrage unter Einzelhandelsunternehmen in NRW geben schon ein deutliches Bild der Situation: So schätzen aktuell nur noch 15% der Befragten die aktuelle Lage als „gut“ ein. Der Energiekostenanteil am Umsatz hat sich von durchschnittlich 1,5% im Zeitraum 2019-2021 aktuell bereits verdoppelt und wird sich 2023 voraussichtlich verdreifachen. 22% der befragten Unternehmen sehen in den steigenden Energiekosten schon aktuell eine Existenzbedrohung, 48% bei langfristig höheren Preisen.
Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer Handelsverband NRW, führt aus: „Der Ernst der Lage wird unmittelbar offensichtlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Umsatzrenditen im Handel üblicherweise zwischen 1,5% und 3% liegen. Eine Steigerung der Energiekosten im gegenwärtigen und weiter erwarteten Umfang bringt zahlreiche Unternehmen unmittelbar in die Verlustzone. An sich gesunde Einzelhandelsunternehmen geraten alleine durch diesen Wirkzusammenhang in die Schieflage.“
Einige prominente Beispiele aus der Branche gäbe es bereits. Zwar würdigt der Verband die bisherigen Anstrengungen der politisch Verantwortlichen, allerdings tragen diese aktuell leider bei weitem nicht ausreichend zur Entschärfung der Lage bei. Deswegen hat sich der Verband nun in einem Brandbrief an die gesamte NRW-Politik gewendet und einen Forderungskatalog übermittelt: „Damit wir auch in Zukunft noch ein vielfältiges Einzelhandelsangebot, funktionierende Nahversorgungsstrukturen und lebendige Innenstädte vorfinden“, schließt Achten.