Die Fleisch- und Wurstmanufaktur Bauerngut – eine Tochterfirma der Edeka Minden-Hannover – ist einer der großen Arbeitgeber in Bückeburg und darüber hinaus. Nach 30 Jahren am Standort hat der Produktionsbetrieb allerdings seine Kapazitätsgrenzen überschritten. In Austausch mit der Stadt ist daher ein Ausbau geplant. Dieser Vorschlag traf aufgrund der Erweiterung in Richtung eines Landschaftsschutzgebietes nicht nur auf Zustimmung. Nun sind die Mitarbeiter selbst aktiv geworden, um den Wunsch nach dem neuen Logistikzentrum darzulegen.
Mitarbeiter sammeln Unterschriften
Um ein Zeichen pro Erweiterung und Standorterhaltung zu setzen, haben die Mitarbeiter eine großangelegte Unterschriftenaktion gestartet. Schließlich gehe es nicht allein darum, die 800 bestehenden Arbeitsplätze zu schützen, sondern auch rund 80 neue generieren zu können. Für die Aktion waren Mitarbeiter unter der Organisation von Ausbildungsleiterin Jeanette Korczack und Betriebsleiter Olaf Pöhl primär vor den Märkten aktiv. „Die Mitarbeiter wollen sich ihre Arbeitsplätze nicht nehmen lassen und sind deshalb aktiv geworden. [Sie sind] auf eine hohe Befürwortung gestoßen”, zitiert das Schaumburger Wochenblatt Pöhl. Innerhalb von drei Monaten fanden sich bereits 6175 Namen auf den Listen. Diese wurde kürzlich an den ehemaligen Bürgermeister Reiner Brombach übergeben.
Brombach erklärte bei der Übergabe, dass die 2100 Unterschriften aus Bückeburg und die 4000 weiteren aus dem gesamten Landkreis die große Bedeutung des Standortes in der Region widerspiegeln. „Das zeigt, dass dieser Betrieb in seiner Wirkung nicht nur auf Bückeburg begrenzt, sondern für viele von Interesse ist”, so der geschiedene Bürgermeister. Brombach betonte, alle Voraussetzung schaffen zu wollen, das Unternehmen in Bückeburg zu halten.
Auch sein sein Nachfolger Axel Wohlgemuth, der ab dem 1. November das Amt der Bürgermeisters übernimmt, steht dem Vorhaben positiv gegenüber. Auf Anfrage von Einzelhandelaktuell.de schreibt er: „Die Firma Bauerngut hat als Arbeitgeber für Bückeburg eine große Bedeutung. Als neugewählter Bürgermeister freue ich mich, dass sich Bauerngut mit dem geplanten Neubau des Hochregallagers dauerhaft zum jetzigen Standort in Bückeburg bekennt und ihre Wurzeln in der Region behält. Dies ist auch für die Beschäftigten ein gutes Zeichen. Die politischen Vertreter des Stadtrats und des Kreistags haben sich bisher mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen und dem rechtlich vorgeschriebenen Verfahren zur Herausnahme der benötigten Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiets positiv zugestimmt. Auch unter meiner Leitung wird die Stadt diesen Prozess weiter eng begleiten. Nach der Amtsübernahme werde ich mich umgehend in die Unterlagen der Verwaltung einarbeiten.”
Streitpunkt Ausbau auf Landschaftsschutzgebiet
Das geplante Vorhaben, die Erweiterung auf das benachbarte Landschaftsschutzgebiet zu bauen, stößt auch auf Kritik. Die Initiative „Wir lieben Bückeburg” sieht das Vorhaben mehr als kritisch. „Ihr wollt im Ernst ein Landschaftssschutzgebiet versiegeln? Sie wurden von weitsichtigen Menschen einmal eingerichtet, eben zum Schutz. Alles ist jetzt sinnfrei, wenn es um Profit geht?”, schreibt die Initiative in einem Instagram Post. Darin wird darauf appeliert, dass Bauerngut bei seinem Ursprungsgeschäft bleiben solle. Ohne neue Vegan- und Biozweige wäre eine Erweiterung nicht nötig. „Entscheidet euch für eine Seite: Tierische oder pflanzliche Produkte, Landschaftsschutz oder Zerstörung.” Die Bauerngut Petition arbeite aus Sicht der Initiative außerdem mit einer völlig vereinfachten Fragestellung. Sie biete dem Bürger wenig Hintergründe ließe sich natürlich einfach unterschreiben.
Dem gegenüber zeigt sich Pöhl erschüttert. Seinen Aussagen zufolge gebe die Initiative Lügen preis, die die Bürger zu manipulieren versuchen. Edeka selbst schreibt in seinem Bekenntnis zum Standort, dass es eine nach Süden ausgerichtete Begrünung geben solle. Außerdem würde man eine dezent farbige Fassadengestaltung wählen, um die beeinträchtigende Wirkung des Baus auf die Landschaft zu minimieren. Auch werbliche Schriftzüge, wie das Bauerngut-Logo, seien nur in Richtung der B83 geplant.” Brombach meinte: „Die Sorgen der Anwohner hinsichtlich des Landschaftsbildes hat Bauerngut ernst genommen und eine adäquate Lösung gefunden.”
Wohlgemuth schrieb bereits im Mai: „Der Abwägungsprozess war intensiv und die Entscheidung für das Vorhaben ist letztlich nicht einstimmig gefallen. Die vorliegenden Gutachten aber zeigen keine negativen Auswirkungen – insbesondere nicht auf den Grundwasserspiegel. Am Ende geht es um die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Eine prioritäre Berücksichtigung dieses Schutzguts im Rahmen der Abwägung würde uns auf Dauer aber jeder weiteren wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeit als Stadt berauben.”