„Durch die Schließung des stationären Handels gingen die Bestellungen bei Amzon durch die Decke“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Verdi. „Ausbaden mussten das die Kolleginnen und Kollegen. Durch die permanente Arbeitshetze und Leistungskontrolle ist die Einhaltung von Abständen und anderen Maßnahmen gegen Ansteckungen oft kaum möglich“, sagt der bei Verdi für den Einzel- und Versandhandel zuständige Orhan Akman. Daher hat die Gewerkschaft die Mitarbeiter von sechs Verteilzentren des Onlinehändlers zum Streik aufgerufen. Beginn war der Schichtwechsel von Sonntag (28. März) auf Montag (29. März). Er solle vier Tage andauern.
Verdi fordert Lohnsteigerungen von 4,5 Prozent
„Durch die Arbeitsniederlegungen im boomenden Ostergeschäft wollen die Beschäftigten in Rheinberg, Werne, Koblenz, Bad Hersfeld (zwei Standorte) und Leipzig die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit durchsetzen“, so Verdi. Es sei ein „inoffizieller Start der diesjährigen Flächentarifverhandlungen der Branche“, die in den nächsten Wochen beginnen. Die Forderung der Gewerkschaft: Lohnsteigerungen von 4,5 Prozent plus mindestens 45 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten im Einzel- und Versandhandel der verschiedenen Bundesländer. „Das muss dieses Jahr auch bei Amazon drin sein“, erklärt Akman. Und weiter: „Amazon verweigere sich aber bisher, einen verbindlichen Tarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten abzuschließen“, sagt Akman.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) habe den Versandhändler Amazon als Mitglied ohne Tarifbindung (oT) aufgenommen. „Damit verschärft der Unternehmerverband Lohndumping und den Verdrängungs- und Vernichtungswettbewerb der Branche. Verbände wie der HDE schaden so ihren tariftreuen Mitgliedern. Es wird allerhöchste Zeit, Mitgliedschaften ohne Tarifbindung abzuschaffen“, fordert der Gewerkschafter.
Amazon gibt sich gelassen
Der Versandhändler weist die Kritik von sich, die Hygienvorschriften nicht einzuhalten. So habe man zahlreiche Prozesse in der täglichen Arbeit den Vorgaben entsprechend angepasst. Fiebermessungen, das Tragen von Mund-Nasen-Masken, Abstandsregelungen und schichtweise Pausenzeiten seien umgesetzt worden.
Auch nehme das Unternehmen die Auswirkungen des Streiks nicht als zu ernst an. So haben ähnliche Proteste in der Vergangenheit wohl kaum Beteiligung bei den Mitarbeitern hervorgerufen. Demnach haben bei vorherigen Streiks noch immer 90 Prozent normal weitergearbeitet. Stattdessen gibt der Online-Versandhändler in einer Stellungnahme zurück: „Wir sind zu einer Projektionsfläche für Gruppen geworden, die Aufmerksamkeit für ihre Themen suchen.“ Die Beschäftigen würden demzufolge von „exzellenten Löhnen, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen“ profitieren.