Am Dienstag verabschiedete der Umweltausschuss der EU seine Position zu den Anforderungen für den gesamten Verpackungslebenszyklus – vom Rohstoff bis zur endgültigen Entsorgung. Dieser Vorschlag stößt sowohl beim Handelsverband sowie auch bei der wellpappen-Industrie auf Kritik
HDE sieht das deutsches Mehrwegsystem in Gefahr
Der Handelsverband reagiert auf die Vorschläge der EU-Kommission: „Die Abgeordneten des ENVI stimmten unter anderem für feste Vorgaben zur Nutzung von Mehrweglösungen sowie für ein Verbot bestimmter Einwegverpackungen. Durch die neuen Regelungen sieht der HDE das überaus erfolgreiche deutsche Einwegpfandsystem in Gefahr.“ Ein Wunsch des HDE wäre, dass man bei den Mehrwegverpackungen verschiedene Kriterien in Betracht zöge. Ökologische, soziale sowie wirtschaftliche Faktoren müssen beachtet werden. Allerdings habe sich die EU dafür entschieden, starre Vorgaben festzulegen, die viel zu Allgemeingültig umgesetzt werden müssten, meint die Geschäftsführerin für Europapolitik und Nachhaltigkeit, Antje Gerstein.
Der HDE verweist auch auf die Bedeutung der Verpackung hinsichtlich Hygiene, Schutz und der Angabe wichtiger Informationen für die Verbraucher. Es „sollte Händlern weiterhin möglich sein, das Angebot unverpackter Produkte auf der Grundlage ihrer Sortimentsbewertung zu prüfen“, so Gerstein weiter.
VDW sieht richtige Signale, die in der Form nicht zielführend sind
„Auch wenn wir im Bericht des Umweltausschusses positive Signale verzeichnen: Insgesamt bedeutet diese Position noch nicht die grundlegende Kurskorrektur, die im Interesse der Nachhaltigkeitsziele nötig wäre“, erklärt der VDW-Vorsitzende Dr. Steffen P. Würth. „Die geplante Quotenregelung bleibt unserer Auffassung nach ein ungerechtfertigter Markteingriff, der sich sogar negativ auf Nachhaltigkeitsbilanzen auswirken kann“, so Würth. Mehrweglösungen seien seiner Meinung nach im Vergleich zu Wellpappe keineswegs immer als die ökologischere Option.
Außerdem warnt der VDW eindringlich davor, den Plan durchzusetzen, Mehrweg von der Leerraumquote von 40 Prozent auszunehmen. „Mehrwegsysteme sind ohnehin auf wenige Standardformate angewiesen und somit alles andere als maßgeschneidert. Wenn man ihnen nun noch über eine Ausnahmeregelung unbegrenzte Freiheiten beim Leerraum zugesteht, könnte dies fatale Auswirkungen haben“, so die Meinung.
Die grundlegenden Vorhaben der EU-Komission
Die Abgeordneten wollen den Verkauf von sehr leichten Kunststofftragetaschen verbieten. Hygienischer Nutzen bildet Ausnahmen. Neben den Gesamtzielen zur Verpackungsreduzierung sollen auch spezifische Abfallreduzierungsziele für Kunststoffverpackungen festgelegt werden (10 % bis 2030, 15 % bis 2035 und 20 % bis 2040). Zudem solle ein Mindestanteil an recyceltem Plastik im Kunststoff enthalten sein, der Einsatz biobasierten Kunststoffs solle geprüft werden wie auch der Einsatz von Wiederverwendungs- und Nachfülloptionen für Verbraucher. Es müsse Mindestverwendbarkeiten von Mehrwegverpackungen geben und sogenannte „Ewig-Chemikalien“ müssten generell verboten werden.