„Baulich ein Leichtgewicht, für den Kiez ein Schwergewicht“, heißt es in der Pressemitteilung der Rewe Group zum neuen Gewerbeobjekt, dass jetzt in Berlin-Friedrichshain eröffnet hat. Der neue Baustoff benötigt dank der eingeschlossenen Luft im Beton weit weniger Material, ist leichter und zudem selbstdämmend. Damit weist der Infraleichtbeton einen stark reduzierten CO2-Fußabdruck auf.
Rewe Ost investierte rund 14 Millionen Euro in dieses neuartige Bauwerk an der Revaler Straße 33. „Für uns ist es ein Testlauf, der Baustoff hat Potenzial. Er hat einen geringeren CO2-Fußabdruck und wir brauchen keine zusätzliche Dämmung. Es ist ein Stück weit die Rückkehr zum einfachen Bauen“, erklärte Dirk Heimann, Leiter Bauwesen REWE Ost.
Rewe hat alle Freiheiten
Als Grundstückseigentümer hatte Rewe alle Freiheiten hinsichtlich des Baus. Das bot dem Unternehmen hinsichtlich der Ausformungen und der eingesetzten Baumaterialien viele Freiheiten. So hatten sich die Bauherren auf den nachhaltigeren Ansatz mit dem Infraleichtbeton geeinigt, der sowohl bei den Außenwänden und der Brandschutzmauer eingesetzt wurde.
Seit 2006 forscht die Technische Universität Berlin (TU) an dem Material. 2019 wurde der Infraleichtbeton dann erstmals auf einer Fachmesse vorgestellt. Mit gerade einmal 800 Kilogramm pro Kubikmeter Gewicht ist der Baustoff leichter als Wasser. Durch die Hinzugabe von sehr feinkörnigem Blähton zum Beispiel wird außerdem Luft im Gemisch eingeschlossen. Mittlerweile sind eingeschossige Wohn- und öffentliche Bauprojekte mit Infraleichtbeton bereits realisiert. „Der REWE-Markt ist nun der deutschlandweit erste Gewerbebau“, sagt Prof. Mike Schlaich vom Institut für Bauingenieurwesen an der TU. „Die spätere sortenreine Trennung der Baustoffe.“
„Rückkehr zu den Wurzeln des Bauens“
Auch für das ausführende Architekturbüro Baumgardt Franke aus Leipzig war der Bau mit dem neuen Material und in dieser Größenordnung Neuland. Architektin Dagmar Baumgardt sagt: „Der konstruktive Leichtbeton vereint in einem monolithischen Material die tragende und die wärmedämmende Funktion einer einschichtigen Gebäudehülle. Die Arbeit mit Infraleichtbeton stellt eine Rückkehr zu den Wurzeln des Bauens dar.“ Robert Bachmann, Leiter Technischer Vertrieb bei Heidelberg Materials, die das Material zusammenmischte fügt hinzu: „Die wohl größte Herausforderung bestand mit dem Infraleichtbeton darin, die über neun Meter hohe Brandwand sowohl baustofflich als auch bemessungstechnisch und dabei noch praktikabel umsetzbar zu konzipieren.“
Energieverbrauch nahezu halbiert
Der Infraleichtbeton bildet nur einen Baustein einer nachhaltigeren Bauweise. Das als „Rewe Green Building“ – eine von 250 in Deutschland und das 14. in Berlin – konzipierte Gebäude ist zudem mit modernster Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungstechnik sowie sparsamen Kälteanlagen ausgestattet. „Solch ein ressourcenschonend errichteter Energiespar-Markt spart bis zu 40 Prozent Energie im Vergleich zu Standardgebäuden. Der Markt wird CO2-neutral betrieben.“ REWE Green Buildings werden nach Fertigstellung von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) geprüft und offiziell zertifiziert.
Angebot, Service, Zugang
Letztlich bietet der Markt an der Revaler Straße rund 20.000 Artikel auf 2.000 Quadratmetern Fläche. Er ist barrierefrei zugänglich weist breite Regalgänge auf. Das Lebensmittelsortiment wird mit einem großen Non-Food-Angebot und weiteren Services wie Salatbar, einem Sushi-Stand, ein Bistro ergänzt. Selbstscannerterminals sowie die Scan&Go-Funktion erweitern das Checkout-Angebot. Eine Tiefgarage bietet 100 PKW Stellplätze, zusätzliche 42 PKW (darunter auch für Menschen mit Behinderung und für E-Autos)- und weitere Fahrradstellplätze sind direkt vor dem Eingang.