Die Girokarte ist nahezu in jeder Brieftasche zu finden. Nicht zuletzt seit der Pandemie ist sie das Zahlungsmittel der Wahl. Knapp die Hälfte aller Einkäufe – 42,4 Prozent laut Kölner Handelsinstitut EHI – gingen mittels der Girokarte über die Laufbänder. Das ist mehr als der Bargeldanteil mit 38,5 Prozent ausmachte. Auch der Einsatz der Kreditkarte stieg zuletzt immens. Doch bald könnte sich das Blatt wenden. Einige Banken möchten die Nutzung der Girokarte beenden und die Debitkarte forcieren, die einige Vorteile – besonders aus Händlersicht aber – auch Nachteile bietet.
Die Debitkarte – ein Alleskönner
Die Debitkarte soll die Girokarte über kurz oder lang ersetzen. Das könnte aufgrund der optimierten Einsatzbereiche auch im Interesse der Nutzer sein, da die Debitkarte Giro- und Kreditkarte in einem verbindet. Mit ihr sind auf der einen Seite Bargeldabhebungen und physische Zahlungen im lokalen Handel möglich. Auf der anderen Seite sollen Kunden mit ihr auch online bezahlen können, ohne zusätzlich auf die Kreditkarte wechseln zu müssen. Das kann die Girokarte nicht, stammt ihre Entwicklung noch aus Zeiten, in denen der Onlinehandel noch in den Kinderschuhen steckte. Der besondere Vorteil der Debitkarte an dieser Stelle ist zudem, dass sie die Kosten umgehend vom Konto abbucht, anstatt am Ende des Monats eine erschreckende Rechnung zu offenbaren, wie es bei Kreditkarten der Fall ist.
Debitkarte profitabler für Banken
Ja, die Girokarte wird von vielen Menschen genutzt. Dennoch ist sie für die Banken an sich wenig profitabel. Der Händler gibt für die Nutzung eine Gebühr von etwa 0,2 Prozent ab. Das würde sich mit der Debitkarte ändern. Die Gebühr würde sich um das Fünffache erhöhen und auf einen Prozent anwachsen. Gerade in Zeiten der Inflation und sinkender Umsätze im Handel kommt dieser Punkt schwer zu wiegen. Dennoch versuchen beispielsweise die ING oder Comdirect die Nutzung der Girokarte laut Medienberichten (businessinsider, msn)erschweren, um Kunden zur Debitkarte zu überreden. Auch die Targobank und die DKB scheinen hier einen klaren Favoriten zu kommunizieren. Spätetens zu Juli 2023 möchten viele umstellen.
Das stößt den Händlern natürlich sauer auf. Der Handelsverband Deutschland hat eine klare Meinung. und der Handel ist ein Grund, weshalb die Nutzung der neuen Debitkarte trotz aller Nutzervorteile dennoch einen großen Haken hat.
Warum Debit (noch) nicht überzeugt
Der Handel ist stark. Und mit der Macht von einer sechsstelligen Händleranzahl hält er die Debitkarte noch auf Abstand. Denn diese Anzahl an Händlern verweigert noch Akzeptanz der Debitkarte in ihrem Geschäft – eben aufgrund der hohen Kosten. Der HDE schreibt:
„Die girocard ist in Deutschland inzwischen das Zahlungsmittel Nummer Eins. Mit über 6 Mrd. Transaktionen jährlich wird inzwischen 42,4 Prozent des Umsatzes über das girocard-Verfahren getätigt.“ Zudem sei die Karte bei Kunden aufgrund ihrer einfachen Handhabung und bei Händlern wegen der niedrigen Kosten anerkannt.
Der HDE schreibt weiter: „Leider besteht aber die Gefahr einer nachlassenden Marktbedeutung der girocard. Denn einige Banken – insbesondere sogenannte Neobanken bzw. Internetbanken machen eine Debitkarte der globalen Brands Mastercard oder Visa zum sogenannten ‚Top of Wallet-Produkt‘. Die girocard wird dann nur noch auf Nachfrage oder gegen erhöhte Gebühren ausgegeben oder ganz gestrichen. Aus Sicht des Handels ist dies eine ungünstige Entwicklung. […] Die Debit-Variante kann bis zu viermal höhere Gebühren bei jeder Transaktion verursachen. Werden bei kleinen und mittleren Händlern mit der girocard ca. 0,2 Prozent des Umsatzes in Rechnung gestelllt, so sind es bei Debitkarten von Mastercard oder Visa auch schon einmal 0,8 oder gar über 1 Prozent. Es gibt daher eine signifikante Anzahl von Händlern, die die deutlich teureren Karten der globalen Schemes nicht akzeptieren, wir schätzen diese auf eine sechsstellige Zahl im Handel. Hingegen ist die Zahl der girocard-Akzeptanzen in diesem Jahr auf über eine Million gestiegen, wie die Deutsche Kreditwirtschaft kürzlich mitgeteilt hat.“
Daher setzt der HDE weiter auf das bestehende System. Was aber wird, bleibt abzuwarten. Entweder einigen sich Handel und Banken, es kommt zu einem Kräftemessen oder es werden viele verschiedene Bezahlmethoden parallel bestehen.