Der Handel versucht in vielen Formen für den Verbraucher transparenter zu werden. Marketingkampagnen, Siegel, Nährwertampeln, die Darstellung der Haltungsformen und kommend der CO2-Fußabdruck. Auf einen Blick sollen den Kunden Antworten auf seine Fragen gegeben werden: Was ist drin? Wie wurden die Tiere gehalten? Wie nachhaltig sind die Artikel erzeugt? Gerade im Bereich der Tierhaltung ist die Vermittlung von Informationen ein in seiner Bedeutung steigender Aspekt. Das Haltungsform-Siegel, dass in vier Stufen den Grad der artgerechten Haltung darlegt, war das eine. Immer mehr Unternehmen verzichten zukünftig auf die Fleisch aus der niedrigsten Haltungsstufe 1 und kommunizieren dies weitreichend. Einblicke in die Höfe der landwirtschaftlichen Partner – beispielsweise über Marktzeitungen – sind ein weiterer Weg, den Kunden mitzunehmen. Rewe und zumindest ein Edeka-Markt teilen das Thema Tierhaltung nun viel offensichtlicher.
Edeka Cramer bietet Live-Schaltung in den Stall
Hinter den Fleischtheken der Märkte von Edeka Kaufmann Sebastian Cramer flimmern Bildschirme. Darauf zu sehen ist keine Werbung für unschlagbare Fleisch- und Wurstangebote. Stattdessen tollen Schweine durch Ställe, rennen auf Wiesen und suhlen sich im Dreck. Gezeigt wird eine Leive-Schaltung in die Ställe vierer naheliegender Höfe. Das Fleisch dieser Tiere ist unter dem Namen „Glücksatt“ in den Theken erhältlich.
Der Grund für diese ungewöhnliche oder neue Maßnahme sei es, mit den Kunden „über artgerechte Tierhaltung ins Gespräch zu kommen“, so Sebastian Cramer gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Man mag sich fragen, ob dieser Weg der Richtige sei und kann bezweifeln, dass dies alle Kunden verständnisvoll aufnehmen. Der Kaufmann aber meint, die Mitarbeiter haben bisher nur positives Feedback erhalten – nicht ein negatives.
Es bedurfte auch der mutigen Zusage von Landwirten wie Gabriele Mörixmann aus Hilter mit ihrem Aktivstall für Schweine. Die Tiere auf ihrem Hof haben Auslauf und Platz, drinnen wie draußen. Sie können spielen, gutes Futter fressen und sich im Matsch suhlen – bei allem kann der Kunden während des Wartens live dabei sein. Vielleicht werde der Kunde so sensibilisert, eher zu dem hochwertigeren – in diesem Fall 30 Prozent – teureren Fleisch zu greifen. Man wolle nicht bekehren aber eine Alternative aufzeigen, so Cramer.
Rewe streamt bundesweit von Bio-Höfen
Rewe bringt Kühe in die Städte – und zwar in hunderte bundesweit, von Aachen bis Zwickau. Mittels großer Bildschirme werden die Tiere verschiedener Bio-Höfe friedlich grasend zu beobachten sein. Dafür stellt der Außenwerber Ströer Rewe am 9. Oktober exklusiv zwei Mal fünf Minuten auf seinem Public Video Netzwerk an hochfrequentierten Bahnhöfen (Station Video), in Einkaufszentren (Mall Video) und an U- und S-Bahnsteigen in deutschen Großstädten (Infoscreens) zur Verfügung. Insgesamt werden fast 6.000 Screens aufgestellt. Denn um 12 und 13 Uhr bestimmen für jeweils fünf Minuten Kühe von einem Bio-Hof in Regensburg das Programm.
Der bundesweite Stream am 9. Oktober leitet die Kampagne für die Eigenmarke REWE Bio ein, die insgesamt auf großformatiges Bewegtbild setzt. Darin zeigt Rewe zum einen wie viel Platz eine Kuh in ökologischer Haltung hat. „Der Film klingt zunächst unspektakulär – und die Aufnahmen sind es eigentlich auch. Wir wollen damit ganz plastisch zeigen, wie ökologische Landwirtschaft aussieht und wie sie sich konkret auf die Tiere auswirkt“, sagt Clemens Bauer, Leiter Rewe Marketing. „Zudem signalisieren wir mit der breit angelegten Aktion auch, dass jede:r tagtäglich die Möglichkeit hat, Tierwohl zu unterstützen.“ Zum anderen vermittelt die Kampagne, wie sich Genuss und Nachhaltigkeit bestens verbinden lassen: Denn nahezu die Hälfte der rund 700 Rewe Bio Produkte sind nicht nur bio, sondern darüber hinaus Naturland zertifiziert. Sie erfüllen daher strengere Richtlinien als die EU-Öko-Verordnung vorgibt.