Eine Greenpeace-Stichprobe hat hervorgebracht, dass rund 23 Prozent des Schweinefleischs des deutschen Lebensmittelhandels mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet ist. Die Organisation hat insgesamt 50 Fleischproben aus norddeutschen Supermärkten sowie aus den Werken Tönnies, Goldschmaus und Heidmark auf verschiedene resistente Keime untersucht. In zehn der 44 Proben von Schweinefleisch (23 Prozent) – darunter grobe Bratwürste und Schnitzel – fanden sich Bakterien mit Resistenzen gegen gängige Mittel für die Behandlung von Infektionskrankheiten. In vier Fällen ließen sich sogar Bakterien nachweisen, die gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind (Ergebnisse hier einzusehen). Die sechs Geflügelfleischproben von Heidmark waren unauffällig.
Keime haben geringe Einwirkungen auf Menschen, die Resistenzen jedoch erschweren auf Dauer die Behandlung von Infektionskrankheiten
Grundsätzlich können antibiotikaresistente Bakterien den Menschen bei jedem Kontakt “besiedeln” oder mit Keimen infizieren. Auch wenn die akute Gefahr für Verbraucher gering ist, trägt die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zunehmend dazu bei, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind. “Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen”, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Die Tiere müssen besser gehalten werden und ihre Zahl muss sinken. Nur dann lässt sich der Antibiotika-Einsatz in den Ställen weiter verringern.”
Umstellung des Fleischsortiments im Handel ein „Meilenstein“ für Zimmermann
Daher sieht Zimmermann die Aussagen Aldis und nunmehr auch weiterer Händler, das jeweilige Fleischsortiment in Produkte mit höhere Tierwohl-Haltungsstufen umzustellen als Meilenstein an. Dafür müssen in den nächsten Jahren Ställe umgebaut und die Zahl der gehaltenen Tiere reduziert werden. “Dazu gehört auch eine faire Bezahlung der Landwirt:innen, die auf eine artgerechtere Erzeugung umstellen. Die neue Bundesregierung muss zügig den Rahmen setzen, damit eine bessere Haltung mit weniger Tieren zum Standard wird.”
Folge der Massentierhaltung: Antibiotikaresistenzen in Fleisch, Abwasser und Gülle
Schon im Vorfeld der genannten Testkäufe durch Greenpeace hat die Organisation auch in den Abwässern von Schlachtbetrieben dieser Unternehmen resistente Bakterien nachgewiesen (https://act.gp/3oaY6x4). Auch Fleisch von Tönnies und Goldschmaus war in der aktuellen Stichprobe belastet, die sechs bei Heidemark gekauften Proben Geflügelfleisch hingegen waren negativ. Greenpeace hatte in den vergangenen Jahren mehrfach resistente Bakterien und Rückstände von Antibiotika auch in Gülle nachgewiesen.