Über Jahrzehnte haben Inhaber der Schwarz-Gruppe Dieter Schwarz und Komplementär Klaus Gehrig wirtschaftlich Geschichte geschrieben. Gemeinsam haben Sie innerhalb von rund 50 Jahren aus einem Unternehmen mit etwa 30 Filialen einen der erfolgreichsten Handelskonzernen mit 12.500 Filialen weltweit und einem Umsatz von über 125 Milliarden Euro geschaffen. Gehrig galt als Architekt dieses Aufschwungs – und als unantastbar. Bis er jetzt wohl aufgrund einer Personalie, die, die er nicht durchsetzen konnte, überraschend sein Amt niederlegte.
Gehrig und seine Macht wuchsen mit dem Unternehmen
1979 stieg Gehrig in das Unternehmen, zu dem die Töchter Kaufland und Lidl gehören, ein. Von der Spitze des Discounters Lidl wurde er über die Jahre in den Konzernvorstand befördert, nach Rückzug von Inhaber Schwarz aus dem Tagesgeschäft persönlich haftender Gesellschafter und letztlich Machthaber des Gesamtkonzerns.
Über die Jahre hat er seine „Machtfülle“, wie es die Wirtschaftswoche nennt, stetig ausgebaut. Sein „Wort sei Gesetz“ (Lebensmittelzeitung) und er hatte scheinbar absolute Handlungsfreiheit. In eben dieser hat er unzählige für den Konzern positive Entscheidungen getroffen. Auch hat er aus seiner Position zahlreiche Manager verschlissen, aber auch einige gefördert – und eine dieser von ihm gewünschten Posten hat ihn nun vermutlich gestürzt.
Personaldiskussion entscheidet Dieter Schwarz und stürzt Klaus Gehrig
Im Grunde gab es wohl nie einen konkreten Zeitpunkt, wann der 73-Jährige Manager seinen hohen Posten räumen oder weitergeben würde. Dennoch wurde seit längerem der Lidl-Chef Gerd Chrzanowski als potentieller Nachfolger gehandelt. Gehrig hat allerdings parallel die Jungmanagerin Melanie Köhler bis zum Posten seiner persönlichen Assistentin gepusht. Auch ihr Name wurde als Nachfolgerin nun vermehrt in den Ring geworfen. Die Lebensmittelzeitung vermutet, dass die Ablehnung dieser Personalie durch den 81-Jährigen Dieter Schwarz letztlich zum Bruch führte. Gehrig gab dem – wohl widerwillig –nach, sodass Köhler im Mai das Unternehmen verließ. Und so auch Gehrig.
Das Aus kam plötzlich
Am Freitag hieß es seitens der Schwarz Gruppe, Gehrig werde beurlaubt. Dennoch sei das Verhältnis zwischen Inhaber Schwarz und seinem „Killerwal“ – wie er wohl intern genannt wurde – ungetrübt. Zuletzt dankte das Unternehmen Klaus Gehrig für dessen Aufbauleistung und sei für weitere Gespräche zur Zusammenarbeit bereit. Kenner aber sehen keine Chance für eine gemeinsame Zukunft.