Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, plant Aerofarms, einer der aktuellen Weltmarktführer für Indoor Vertical Farming, den Gang an die US-Börse – mit einer Unternehmenbewertung von 1,2 Mrd. US-Dollar. Das ist nicht das einzige – wenn auch ein besonderes – Beispiel für den Trend des „Vertical-Farming“. Auch das Food-Tech-Start-up Agrilution geht den Weg mit seiner innovativen „Plantcube“ mit und bringt das Thema Indoor-Farming noch näher an die Verbraucher.
Bewusstsein für Ernährung und Umwelt steigt – steht aber oft im Gegensatz zur Urbanisierung
„Hyper Regional“, „Local Superfood“, „Healthy Living“ sind Schlagworte, die immer häufiger auftreten. Die bewusste Ernährung zielt auf ökologisch erzeugte Produkte aus der Region ab, die so umwelt- und klimaschonend wie möglich sind. Da aber laut dem „atlas of human planet“ über 50 Prozent der Weltbevölkerung im urbanen Umfeld leben ist, der direkte Bezug vom Hof nebenan bei vielen gar nicht möglich. Bis 2050 sollen sogar mehr als zwei Milliarden Städter hinzukommen. Und auch sie müssen ernährt werden. Die Maximierung der Ballungsräume steht dabei im Gegensatz zur Minimierung des fruchtbaren Ackerbodens, zusätzlich zur enormen Bodenerosion.
Das Vertical Farming gilt deshalb als eine der zukünftigen Säulen. Denn es gilt, 9,7 Milliarden Menschen zu ernähren, ohne die Belastungsgrenzen der Erde unwiederbringlich zu überschreiten. Das Prinzip der vertikalen Landwirtschaft wurde bereits 1999 vom Mikrobiologen Dickson Despommier, Professor an der New Yorker Columbia University, bekannt gemacht: Die Produktion pflanzlicher Erzeugnisse unter Gewächshausbedingungen in mehrstöckigen Gebäuden könnte die ganzjährige Versorgung der Stadtbevölkerung mit frischem Gemüse, Früchten, Pilzen und Algen sichern, so seine These.
Von der größten zur kleinsten Einheit
Max Lössl und Philipp Wagner haben mit der Gründung von „Agrilution“ 2013 das Konzept weitergedacht. Ihre Idee: „Den Ort der Produktion so nah wie möglich an den Ort des Konsums zu bringen.“ Mit ihrem Start-up konzentrierten sie sich somit auf den privaten Haushalt und entwickelten mit dem „Plantcube“ einen vollautomatisierten Gewächsschrank, in dem sich Blattgemüse, Kräuter, Salate, und neuerdings auch Tees in der eigenen Wohnung ganzjährig ziehen und ernten lassen. Als Hydrokultur, unter LED-Beleuchtung, kontrolliert und gesteuert per App. Das bedeutet: keine Transportwege, kein Plastikmüll, keine Pestizide und 98 Prozent weniger Wasserverbrauch als auf dem Acker. On top bleiben mehr Geschmack und Vitamine, Antioxidantien und Spurenelemente aufgrund der Ernte direkt vor dem Verzehr erhalten.
Im Münchener Unternehmen arbeiten Biologen, Pflanzenkundler und Softwareentwickler an den Umgebungsparametern (Klima, Licht, Wasser), um so die Optimierung des Ertrags, Geschmacks und der gesunden Inhaltstoffe essbarer Pflanzen voranzutreiben. Das Saatgut – ausschließlich nicht genmanipuliert – wird in vollständig biologisch abbaubarem Substrat geliefert, 18 solcher sogenannter Seedbars finden Platz in einem der unterbaufähigen Hightech-Geräte.
Ein kleiner Schritt, der absolut zukunftsfähig uns ausbaubar ist
Auch Miele wurde bereits auf das Start-up aufmerksam. Unter dem Dach des Premiumherstellers haben die Gründer nun einen langfristigen Plan entwickelt. Sie gibt ihnen die Cahnce, ihre Mission weiter zu verfolgen und die Innovation nach ihren Vorstellungen weiterzuentwickeln und international auszurollen.
„Mit vertikalen Farmen allein können wir die Erdbevölkerung nicht satt machen. Aber wir können schon heute frischere und nährstoffreichere Zutaten in die Küchen von Städtern liefern. Und mit den generierten Daten und unseren Erkenntnissen können wir langfristig einen entscheidenden Beitrag leisten. Zu effizienteren Anbau und zur gesünderen Ernährung der Welt“, so Agrilution-CEO Maximilian Lössl.