Das Vorhaben von Edeka, bis zu 72 Real-Standorte von der SCP Retail S.àr.l. zu übernehmen, hat das Bundeskartellamt nur zum Teil freigegeben. 21 Standorte können aufgrund von wettbewerblichen Bedenken des Amtes nicht übernommen werden. Bei sechs weiteren Standorten müssen Teilflächen an Wettbewerber abgegeben werden. Alternativ würde Edeka andere Filialen schließen.
Rund 30 Prozent der geplanten Übernahmen scheitern
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Wir müssen sicherstellen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch in Zukunft zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern auswählen können. Diese Auswahlmöglichkeit erzeugt Wettbewerbsdruck auf die Anbieter und sorgt so für bessere Preise, Auswahl und Qualität. Wir hatten bei einer Reihe von Standorten die Sorge, dass Edeka mit der Übernahme in den jeweiligen regionalen Märkten zu stark würde. Edeka musste deshalb auf rund 30 Prozent der geplanten Übernahmen verzichten.“
Die Bewertung: 27 Standorte rufen wettbewerbliche Bedenken hervor
In Fusionskontrollverfahren im Bereich des LEH sind stets die wettbewerblichen Auswirkungen eines Vorhabens sowohl auf die Verbraucher in den relevanten regionalen Märkten (Absatzseite) als auch auf die Lebensmittelhersteller und Lieferanten (Beschaffungsseite) sowie gegenüber konkurrierenden Handelsunternehmen zu bewerten.
Anhand von Payback-Daten und Verbraucherumfragen hat das Bundeskartellamt die 72 von der Edeka gewünschten Real-Standorte analysiert. Aus welchem Gebiet 90 Prozent aller Kunden des jeweiligen Real-Standortes? Liegen im Kerngebiet des Standortes weitere SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Supermärkte sowie Bio-Supermärkte? Fachgeschäfte wie Bäckereien oder Drogerien werden aus der Betrachtung ausgeschlossen. Nach der Prüfung kam das Bundeskartellamt zu dem Schluss, dass bei 27 der Standorte wettbewerbliche Bedenken in den regionalen Absatzmärkten entstehen würden. Edeka kann deshalb 21 der 72 angemeldeten Real-Standorte nicht übernehmen. Für weitere sechs Standorte hat sich Edeka verpflichtet, nach dem Erwerb der Standorte Teilflächen für mindestens 10 Jahre an andere Unternehmen des LEH abzugeben bzw. Edeka hat verbindlich angekündigt, andere Standorte schließen zu wollen. Insgesamt verzichtet Edeka durch diese Zusagen auf ein Absatzvolumen von ca. 580 Mio. Euro.
Teilübernahme durch grundlegende Verpflichtung bei Real-Übernahme durch SCP möglich
„Die Edeka-Gruppe baut durch die Übernahme ihre starke Marktposition beim Einkauf von Lebensmitteln weiter aus. Die bedingte Freigabe des Vorhabens war möglich, weil sich die Verkäuferin SCP wie schon bei der Kaufland-Fusionsentscheidung auch in diesem Verfahren dazu verpflichtet hat, Real-Standorte mit einem Food-Beschaffungsvolumen von insgesamt mindestens 200 Mio. Euro an mittelständische LEH-Unternehmen zu veräußern.“ Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes
Standort-Übernahme von Kaufland und Globus bereits besiegelt
Ende 2020 hatte das Bundeskartellamt bereits den Erwerb von Real-Standorten durch Kaufland sowie durch Globus überprüft und bzgl. Kaufland ebenfalls nur unter Bedingungen freigegeben SCP, die von dem russischen Investmentunternehmen Sistema kontrolliert wird, hat die gesamten ehemals 276 Real-Standorte von der Metro erworben. Die Real-Standorte erzielten 2018/2019 einen Umsatz von ca. sieben Mrd. Euro.