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Brauereien leiden unter Absatzminus durch Lockdown

Es mag etwas zynisch klingen, aber in der deutschen Brauerei-Szene ist das sprichwörtliche Glas momentan tatsächlich eher halb leer denn halb voll. Ob Warsteiner, Krombacher, Radeberger oder Veltins: Die Brauereien leiden unter einem veritablen Absatzminus durch den Lockdown.

Brauerein beklagten im November 2020 Minus von 14,1 Prozent

Deutliche Absatzrückgänge sind zu verzeichnen. Die Brauereien in Deutschland beklagten im vergangenen November ein Minus von 14,1 Prozent (-939.000 Hektoliter) gegenüber dem Vorjahresmonat. Nachdem die Bierabsätze im Oktober bereits um 8,7 Prozent zurückgingen, schlug der Gastronomie-Lockdown im November auf die Absätze voll durch. Wie das Statistische Bundesamt meldet, haben die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager im November 2020 rund 5,7 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt.  Der Absatz von Biermischgetränken ging im November um 12,7 Prozent (-27.000 Hektoliter) auf 185.000 Hektoliter zurück.

Absatzplus dagegen durch Ausfuhren nach Asien

Während die Bierabsätze in EU-Länder im November um 142.000 Hektoliter (-24 Prozent) zurückgingen, legten die Ausfuhren in Drittländer (insbesondere nach Asien) wieder zu. Hier gab es ein Absatzplus von 57.000 Hektoliter (+12 Prozent). Damit ging der Bierexport im November insgesamt um rund 85.000 Hektoliter zurück.

2021 wird für die Branche abermals ein Kraftakt

Der Sprecher der Geschäftsführung der Warsteiner-Brauerei, Christian Gieselmann, befürchtet, dass auch 2021 für die gesamte Branche erneut ein Kraftakt darstellen werde. Auf lebensmittelpraxis.de sagte er: „Wir wissen, wie schwer es insbesondere unsere Partner im Gastronomie-, Schausteller- und Veranstaltungsgewerbe sowie im Getränkefachgroßhandel getroffen hat. Bis sich die Situation normalisiert und unsere Branche wieder die gewohnten Volumina erreicht, wird es noch dauern.“ Ab dem zweiten Quartal erwartet die Warsteiner Brauerei jedoch positive Effekte. Und zwar durch verbesserte Bedingungen für die Gastronomie und Veranstaltungen. Großevents werden mit angepassten Zuschauerkonzepten hoffentlich wieder mehr durstige Konsumenten generieren.

 Angst vor Insolvenzwelle

Eine aktuelle Branchenumfrage des Deutschen Brauer-Bund e.V. macht deutlich, dass der durchschnittliche Absatzrückgang aufs Jahr gesehen sogar bei bis zu 70% lag. Vor allem kleinere Brauereien beklagen diesen beispiellosen Rückgang. Die BILD-Zeitung alarmiert mit folgendem Szenario: Die größte Angst der Bierbrauer besteht darin, dass zahlreiche Restaurants und Hotels infolge des Lockdowns für immer ihre Tore schließen. Die daraus resultierende Insolvenzwelle in der Bierbranche fürchten 66% der befragten Bierbrauer. Auch der Deutsche Brauer-Bund rechnet mit strukturellen Einbrüchen. Vor allem beim Bierkonsum. Hauptgeschäftsführer Holger Eichele: „Viele Gaststätten werden diese Krise nicht überleben, viele Geschäftsreisen in Zukunft durch Videokonferenzen ersetzt. Das alles hat natürlich auch Auswirkungen auf den Bierabsatz.“

Staatliche Hilfen für Brauereien insgesamt unzureichend

Die von Bund und Ländern ergriffenen Hilfsmaßnahmen für betroffene Brauereien werden von der Branche weit überwiegend als unzureichend bewertet. Mehr als Dreiviertel der vom Verband befragten Brauereien (79 Prozent) gaben diese Einschätzung ab. Nur jeder zehnte Betrieb erklärte, dass die Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern ausreichend seien. Elf Prozent konnten oder wollten die Hilfsmaßnahmen nicht bewerten. Dies sind Ergebnisse der vom Deutschen Brauer-Bund erhobenen Branchenumfrage.

Vielfach wurde betont, dass zur Abwendung irreversibler wirtschaftlicher Schäden unbürokratische und wirksamere Hilfen für betroffene Betriebe höchste Priorität haben müssten. Unter Hinweis auf die enge Verbindung zwischen Brauwirtschaft und Gastgewerbe wird eine der Gastronomie ähnliche Unterstützung auch für die Braubranche eingefordert. Kritisiert wird in diesem Kontext insbesondere die Benachteiligung von Brauereigaststätten, die als Mischbetriebe keine Hilfe, die mit der für die sonstige Gastronomie gewährten vergleichbar wäre, beantragen können. Brauereien beklagen, dass sie erhebliche Mengen an Fassbier von der Gastronomie hätten zurücknehmen müssen. Und diese vernichten mussten, ohne eine Entschädigung hierfür zu erhalten.

Diverse Hilfsinstrumente werden vorgeschlagen

Aus Sicht vieler Brauereien wäre eine Wiederherstellung der alten Biersteuermengenstaffel geeignet, gerade kleineren Betrieben zu helfen. Auch eine Verstetigung der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie sowie die Einbeziehung von Getränken bleibt eine Kernforderung der Braubranche. Daneben sprechen sich die Betriebe für die Ausweitung von Verlustvorträgen aus. Auch die  Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, eine Weiterführung der Kurzarbeiter-Regelung auch nach Ende des Lockdowns sowie eine Beschleunigung der staatlichen Impf-Programme werden gefordert.

Der Befund ist eindeutig. Die Brauereien leiden nachhaltig unter dem Absatzminus durch den Lockdown. Wann das Glas gefühlt wieder halb voll sein wird, scheint trotz aller Silberstreifen am Horizont für den Moment ungewiss.