Am 16. Januar 2021 findet der nächste große Protest für die Agrar- und Ernährungswende in Berlin statt. Das „Wir haben es satt!“-Bündnis, das normalerweise Zehntausende zum Auftakt der „Grünen Woche“ auf die Straße bringt, protestiert dieses Mal Corona-gerecht im Regierungsviertel. Selbst gemalte Schilder, kreative Kostüme und starke Botschaften – so verleiht die Bewegung für die Agrarwende ihren Forderungen bei einer Kundgebung vor dem Kanzleramt Nachdruck.
Großangelegte Protestaktion
Aufgerufen von rund 60 Organisationen aus Landwirtschaft und Gesellschaft fordert das Bündnis im Januar eine zukunftsfähige Agrarpolitik. Die Protestveranstaltung, die zum Auftakt des Superwahljahres mit sechs Landtags- und der Bundestagswahl stattfindet, steht unter dem Titel: „Agrarindustrie abwählen – Agrarwende lostreten!“ AB 12 Uhr wird es einen Imker- und Traktorenprotest mit Traktorkonvoi vor dem Bundeskanzleramt geben.
Mitmachen von Zuhause möglich
Um Protest auch zu Pandemie-Zeiten zu ermöglichen, hat sich das Bündnis eine besondere Mitmach-Möglichkeit überlegt: Die „Aktion Fußabdruck“. Hierfür wird der Abdruck des eigenen Fußes oder Schuhs mit einer Forderung versehen und nach Berlin geschickt. Am Kanzleramt inszenieren die Verantwortlichen des Aktion die Abdrücke, sodass ein eindrucksvolles Protestbild entstehen soll.
„Wir haben es satt!“-Sprecherin Saskia Richartz sagt:
„Die bauern-, tier- und umweltfeindliche Agrarpolitik muss im kommenden Jahr abgewählt werden. Die gescheiterte EU-Agrarreform, das fortschreitende Höfe- und Artensterben und das katastrophale Abkommen mit den Mercosur-Staaten zeigen, wie das unionsgeführte Landwirtschaftsministerium die Agrarindustrie hofiert. Die Nicht-Annahme der nötigen Umbaumaßnahmen in der Landwirtschaft, zerstört Existenzen und unsere Umwelt. Wir verlangen einen Rettungsplan für Bauernhöfe und Insekten und einen echten Politikwechsel.“
Hintergrund
Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt!“ demonstrieren seit 2011 im Januar zehntausende Menschen – Bauern, Lebensmittelhandwerker, Tier-, Umwelt- und Naturschützer, Aktive der Entwicklungszusammenarbeit, engagierte Jugendliche und viele mehr – kraftvoll, bunt und lautstark auch bei eisigen Temperaturen in Berlin. Gemeinsam treten sie ein für eine Landwirtschaft, in der Tiere artgerecht gehalten werden, Umwelt und Klima geschützt werden, gutes Essen für alle erzeugt wird und Bauern faire Preise für ihre Produkte erhalten.
Aldi kritiesiert Vorgehensweise von Protesten einiger Landwirte
Im Streit der Landwirte gegen die Discounter und großen Handelsketten hat Aldi kürzlich Kritik geäußert. Man versuche sich entgegen zu kommen. Proteste und Demonstrationen seien in Zuge der Untermauerung seiner Interessen gerechtfertigt und verständlich. Jedoch seien die Traktorblockaden „nicht wirklich hilfreich“, sagten Aldi-Sprecher gegenüber der Lebensmittel Praxis, da eine Lösungsfindung am Werkstor schwer zu bewerkstelligen sei. ldi müsse aktuell als eine Art „Blitzableiter für die Gesamtsituation der Landwirtschaft“ herhalten. Die Lage der LAndwirte sei auch „Ergebnis von 20 Jahren Agrarpolitik“ mit hohem Exportanteil und daraus resultierender Überproduktion.
Auch in diesem Dilemma wird es in der kommenden Woche zu Gesprächen mit dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels mit Themenschwerpunkten Milch- und Schweinepresise geben.