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SOKO Tierschutz deckt Tierquälerei in Gärtringen auf

In der Regel berichten wir über Maßnahmen zum Tierwohl und über Verantwortung, wenn es um die Produktion von Lebensmitteln geht. Zu einer umfassenden und ehrlichen Berichterstattung gehört es aber auch, die Schattenseite zu beleuchten. Denn wie jedes Ding besitzt auch und gerade die Lebensmittelproduktion zwei Seiten: Regional, oft sogar bio und trotzdem rohe Gewalt, schrecklicher Todeskampf, Rechtsbrüche und Totalversagen von staatlicher Kontrolle. Umso erschreckender, dass ein Schlachthof, genauer eine Genossenschaft aus Metzgern in Gärtringen nahe Stuttgart, damit wirbt, anders zu sein als die Mega-Schlachthöfe. Der SOKO Tierschutz liegt Bildmaterial aus zwölf Tagen im Juni und Juli 2020 vor. Die Aufnahmen zeigen Erschreckendes:

Unsägliche Tierquälerei!

Tieren werden beim Treiben regelmäßig Holzstangen in den After gestoßen. Elektroschocker werden hemmungslos und illegal eingesetzt. Die Metzger schlagen auf Gesichter von Tieren ein. Schafe werden an einem Bein durch die Halle geschleift und ein Ferkel wird aus dem Transporter geworfen. In einer besonders schockierenden Szene wird ein Schwein brutal ins Gesicht getreten, geschlagen und ein Schlachter quetscht einen Hartplastik-Stock mit voller Wucht in das Auge des vor Todesangst und Schmerzen kreischenden, eingeklemmten Schweines.

Die Betäubung der Rinder und speziell der Schweine geht häufig schief, dadurch erwachen Schweine regelmäßig aus der Betäubung und werden nicht oder nur nach entsetzlichen Leiden nachbetäubt. Selbst in der Betäubungsbox werden die Tiere mit Elektroschockern misshandelt. „Es ist entsetzlich zu sehen, wie eine Tierärztin zuschaut, wenn ein Schwein in die Betäubungsbox eingeklemmt wird, offensichtlich nicht betäubt ist und sie selbst dann nicht eingreift, als der Schlachter das Tier bei Bewusstsein abstechen will“, beschreibt Mülln eine Szene. Die Schlachter scheinen desinteressiert und agieren stümperhaft. Recherchen zeigen, dass bei 304 dokumentierten Schweinebetäubungen lediglich bei vier Ferkeln und zwei Schweinen die Betäubung überprüft wurde.

Tatenlose Tierärzte!

Bei vielen dieser Übergriffe und Grausamkeiten sind amtliche Tierärzte anwesend. Sie sehen zu. Greifen nicht ein. Sondern drehen sich weg. Mehrfach werden verletzte Tiere angeliefert. In einem Fall kann ein Schwein nicht gehen und eine ganze Herde Schweine wird über das leidende Tier getrieben. Ein Ferkel mit einem massiven Nabelbruch wird von der Tierärztin nicht beanstandet. Tierärzte sehen auch zu, als Tiere falsch betäubt werden und klare Zeichen des Erwachens oder von Schmerzen zeigen oder rechtswidrig Elektroschocker und Schläge eingesetzt werden. Das sind Szenen, die an den Schlachthof Tauberbischofsheim erinnern. In diesem Fall war es zu ähnlich schlimmen Situationen gekommen und staatliche Tierärzte hatten tatenlos zugesehen. Die Staatsanwaltschaft Mosbach stellte alle Verfahren ein, da sich staatliche Veterinäre im Schlachthof ohnehin nicht durchsetzen könnten und damit auch nicht für ihre Untätigkeit haftbar gemacht werden könnten und Rechtsbrüche an der Tagesordnung wären.

Ein Fall für die Justiz!

„Mit dem nächsten Skandal in Gärtringen bekommt die Justiz in Baden-Württemberg die Quittung für diese fatale Entscheidung, die nichts anderes war als die Bankrotterklärung des deutschen Staates bei der Schlachthofüberwachung“, so Mülln.

Die SOKO Tierschutz deckte in den letzten drei Jahren acht Schlachtbetriebe in fünf Bundesländern auf. Sechs der meist mittelständischen Betriebe wurden geschlossen. „Das zeigt, dass es keine Lösung für die Probleme bei Megaschlachtbetrieben sein kann, auf kleinere Schlachthöfe zu setzen. Das Leid bleibt das gleiche oder ist sogar schlimmer. Darum brauchen wir eine klare Strategie, wie wir aus der Ausbeutung und Schlachtung mit all ihren Problemen für Tier, Umwelt und Mensch heraus kommen“ so Mülln. SOKO Tierschutz hat Strafanzeige gestellt und fordert harte Maßnahmen gegen den Betrieb.

Ein Bericht, der so drastisch formuliert werden muss, damit er bewegt. Und hoffentlich tut er dies an den Stellen, an denen er das muss.