Die Mehrwertsteuer sinkt, der Aufwand steigt enorm! Unter diesem Aspekt kann man das, was auf viele Einzelhändler nun zukommt, ganz treffend zusammenfassen. Unabhängig vom Nutzen der Verbraucher, die mehr oder weniger an der Senkung des Mehrwertsteuersatzes partizipieren werden, bleibt für die Kaufleute unterm Strich ein dickes Plus. Nämlich hinsichtlich des immensen Aufwandes, der betrieben werden muss, um alle Änderungen justiziabel und pünktlich umzusetzen.
Viel Aufwand für ein halbes Jahr
„Alleine in meinem Markt müssen quasi über Nacht ca. 30.000 Artikel umetikettiert werden“, berichtet Jörg Kunert vom E-Center Kunert in Amberg. „Wenngleich alle Preise rechtzeitig korrekt in der Kasse hinterlegt sein werden, bitten wir um das Verständnis unserer Kunden, dass auch am ersten Juli noch Artikel im Markt zu finden sein werden, die noch nicht mit dem richtigen Preis versehen sind.“ Und mit einer Mischung aus Augenzwinkern und leichter Ironie bemerkt er noch, dass die Aktivitäten für Silvester und Neujahr ebenfalls bereits „definiert“ sind. Am Tag nach Neujahr muss alles wieder auf den momentanen Status quo resettet werden.
Angst vor Abmahnungen
Da es nach aktuellem Wissensstand keine Übergangsfrist geben wird, scheint der neue Steuersatz pünktlich ab Mitternacht zu gelten. Verständlicherweise treibt die Händler nun die Sorge um, dass die Abmahnanwälte und -vereine sich bereits eine Minute nach zwölf auf die Suche speziell nach Online-Shops machen, die das Ganze noch nicht fristgerecht umgesetzt haben: „Die Abzockanwälte stehen doch schon wieder auf der Matte und diese korrupten Politiker kassieren bei jeder Abmahnung feste die Mehrwertsteuer mit.“ So werden besorgte Händler beispielsweise auf Onlinehändler News zitiert. Ob diese Sorge allerdings berechtigt ist, steht momentan noch nicht fest. Zu klären wird allerdings die Frage sein, ob der Händler, der den höheren Satz noch anwendet, sich einen nennenswerten Wettbewerbsvorteil zu Nutze macht.
Dauerhafte Senkung der Unternehmenssteuern sinnvoller
Statt einer temporären Senkung der Mehrwertsteuer fordern einige Händler eine nachhaltige und dauerhafte Novellierung der Unternehmenssteuern. Eine Vereinfachung des Steuersystems und eine generelle Senkung der Unternehmenssteuern wären nach Meinung vieler der richtige Weg. Ein wesentliches Argument hierfür ist, dass multinationale Großkonzerne ohnehin kaum Steuern in den Ländern der Leistungserbringung zahlen würden. Hier sollte im Sinne der Steuergerechtigkeit eine reale Angleichung der Besteuerung vorgenommen werden.
Die Mehrwertsteuer sinkt, der Aufwand steigt enorm! Mit welchem Mehrwert wird sich zeigen.