Zu Ostern dreht sich alles um das Ei. Seine Symbolik steht seit Jahrtausenden für den wiederkehrenden Kreislauf des Lebens. Und so wurde es auch zum dekorativen Schutzelement des Osterfestes. Färben, Malen, Verziehen und Verstecken: darauf freuen sich groß und klein. Die einen legen die Ostereier in bunte Farben ein. Andere bemalen sie mit Stift oder Pinsel. Doch es gibt noch so manch andere traditionelle Ostereierkünste.
Ostereierkratzen – eine fast vergessene Kunst
Es ist ein uralter Brauch, filigrane Motive mittels einer kontrollierten Kratztechnik auf eingefärbte Ostereier zu schnitzen. Vor allem in slawischen Ländern wird diese Technik noch ausgeübt. In Regionen in Kroatien, Polen, der Slowakei sowie vereinzelt in der Lausitz wird es heute noch – vorwiegend von Frauen – ausgeübt. Doch die alte Kratztechnik gerät langsam in Vergessenheit. Das konzentrierte Entfernen der Eierfarbe bedarf einer ruhigen Hand. Für Kinder ist diese Technik nichts: Denn es braucht eine scharfen Klinge – etwa ein Messer oder einen anderen spitzen Gegenstand – um die Ornamente auf das Ei zu kratzen.
Traditionell gefärbt und gekratzt
Klassisch kommt das Ei zum Färben in einen Sud aus brauner Zwiebelschale: So strahlt die weiße Eierfarbe besonders kontrastreich hervor. Aber auch bunte Farben, wie es sie im Supermarkt gibt, lassen sich dafür nutzen. Mit äußerster Präzision, etwas Druck und einem gezielten Schwung zieht die Klinge Formen ins Ei. Wichtig ist, die Schale nicht zu zerbrechen – für Anfänger ist das gar nicht so einfach. Dabei löst sich die Farbe und das Bild nimmt Gestalt an. Mit unterschiedlichem Druck lassen sich unterschiedliche Farbnuancen ausarbeiten. Die ergonomische Form der Eier ist ideal, um Verletzungen vorzubeugen: Geübte Künstler/innen gleichen den Druck der Schabern durch Wenden des Eis aus. So behalten sie ihre Leinwand immer fest im Griff.
Frühlingsmotive auf ungewöhnlicher Leinwand
Auf diese Weise entstehen nach und nach fröhliche Motive im ostertypischen Charakter: Blumen, Tiere oder kleine wiederkehrende geometrische Motive werden zu einem 3-D-Madala. Eine beeindruckende Kunst, die viel Präzision kostet. Sie hilft aber auch, mit Kreativität und Konzentration zur Entspannung zu finden – und sich mental oder vielleicht sogar spirituell auf die Bedeutung des Frühlings und der Osterfestes einzustimmen.